Gut 20 Jahre nach dem Geiseldrama von Gladbeck ist der Mörder Dieter Degowski mit einem Gnadengesuch gescheitert und muss weiter hinter Gittern bleiben. Die Bitte seiner Freilassung stößt jedoch bei Nordrhein-Westfalens Regierung auf Ablehnung. Bilder vom Geiseldrama in Gladbeck.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) spricht sich dagegen aus, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei und bestätigte einen Bericht der "Bild"-Zeitung. "Es lagen keine hinreichenden Gründe für eine Begnadigung vor." Laut "Bild" heißt es in der Absage: "In der Angelegenheit des verurteilten Dieter Degowski habe ich mich nach Würdigung aller Umstände entschieden, von meiner Gnadenbefugnis keinen Gebrauch zu machen." Das Gesuch sei 2008 gestellt worden.

Degowski hatte 1988 beim "Geiseldrama von Gladbeck" mit seinem Komplizen Hans-Jürgen Rösner (beide 52) eine Bank in Gladbeck überfallen und mehrere Geiseln genommen. Nach der spektakulären Verfolgungsjagd, an der sich auch etliche Pressevertreter beteiligten, über Bremen, wo die Gangster einen Linienbus kaperten, den Niederlanden und Köln, stoppte die Polizei auf der Autobahn Richtung Frankfurt am Main die Geiselnehmer mit Waffengewalt. Dabei erschoß Rösner die Geisel Silke Bischoff. Zuvor hatte Degowski den 15jährigen Emanuele de Georgi erschossen, ein Polizist verunglückte während der Verfolgung tödlich. Beobachtet von einer hilflosen und überforderten Polizei gaben die Täter während ihrer Irrfahrt Pressekonferenzen und Live-Interviews im Radio; das Verhalten der Presse gab Anlaß zu massiver Kritik und löste heftige Diskussionen aus.

Degowski war 1989 vom Landgericht Essen wegen Mordes und Mordversuchs zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Das Gericht stellte später eine besondere Schwere der Schuld fest. Degowski ist derzeit in der Justizvollzugsanstalt Werl untergebracht.

Die Mutter der ermordeten Geisel Silke Bischoff (18) äußerte sich in einem Interview der "Bild"-Zeitung erleichtert über die Entscheidung von Rüttgers. Die Vorstellung, Degowski in Freiheit zu sehen, wäre für sie "ein Grauen" gewesen, sagte sie der Zeitung.