Eine Stadt unter Schock: Der Mann aus Mayen in der Eifel arbeitete als Übungsleiter in einem Sportverein.

Mayen. "Ich kann es nicht glauben. Es ist grausam", sagt Bistro-Kellnerin Ute Müller. Die Menschen in Mayen, einer 20 000-Einwohner-Stadt in der Eifel, sind geschockt. Der Kinderschänder, der Jungen im Alter zwischen fünf und sieben Jahren brutal missbraucht und sich dabei gefilmt hat, lebte mitten unter ihnen. Ein Laden-Inhaber: "Es ist traurig, dass Mayen mit dieser Sache jetzt in aller Munde ist."

Wie vor den Kopf gestoßen sind aber auch Menschen, die den 37-jährigen Christoph G. aus Mayen persönlich kannten. So der Vorsitzende des Sportvereins TUS Kaisersesch, Dietmar Larm, bei dem der Festgenommene gut vier Jahre lang Übungsleiter war.

Mit leiser, schwerer Stimme sagt er: "Wir haben nichts gemerkt. Er war bei Müttern und Kindern im Verein sehr beliebt." Von März 2004 bis September 2008 hatte der Mann, der in seinen perversen Videos sogar mit seinem Namen genannt wurde, beim Verein Mädchen und Jungen zwischen sieben und 14 Jahren im Turnen trainiert. Zuvor habe er bei einem Verein im benachbarten Polch mitgearbeitet.

"Er ist gut angekommen", sagt Larm. Als er wegen seiner Arbeit ein paarmal keinen Unterricht geben konnte, seien "die Mütter sogar Sturm" gelaufen. Nie habe sich jemand beschwert. Und nie sei etwas von körperlichen Übergriffen bekannt geworden, sagt er. Der 37-jährige mutmaßliche Kinderschänder, der sich nach der Fernsehfahndung des Bundeskriminalamts (BKA) wie berichtet am Donnerstag im bayerischen Sonthofen stellte, hatte nach Kenntnis von Larm immer wieder unterschiedliche Jobs: Mal war er bei der Stadt Cochem beim kommunalen Vollzugsdienst, mal hat er als Kellner gearbeitet. Als freundlich, pünktlich und nett wird er beschrieben. Beim Sportverein hatte er irgendwann aufgehört, weil er zu viel andere Arbeit hatte, sagt Larm.

Der geschiedene, kinderlose Verdächtige wohnte in einer idyllischen Wohngegend in einem unauffälligen Einfamilienhaus mit Gartenlaube. "Er lebte sehr zurückgezogen", sagte ein Nachbar. Doch der nach außen scheinbar harmlose und umgängliche Mann hatte eine dunkle Seite. In verschiedenen Zimmern missbrauchte er die Jungen zum Teil mit grober Gewalt und stellte die Sex-Videos dann ins Internet. Insgesamt 42 Filme hat das BKA beschlagnahmt. Sie sollen vor allem im Jahr 2006 gedreht worden sein - die Opfer müssten also heute zwischen acht und zehn Jahren alt sein. Larm befürchtet, dass nun auch Jungen aus seinem Verein Befragungen ausgesetzt sein werden.

Christoph G. - ein Biedermann mit einem dunklen Geheimnis. 2006 hatte es nach Angaben der Trierer Staatsanwaltschaft, die in diesem Fall ermittelt, bereits ein Verfahren in Daun in der Vulkaneifel wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern gegen den 37-Jährigen gegeben. Da die Geschädigten aber keine Angaben machen wollten, sei es nicht zur Anklage gekommen. Die "Bild"-Zeitung berichtet, dass er im gleichen Jahr wegen Besitzes von Kinderpornos zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt wurde. Es sei nicht auszuschließen, dass es über die in den Filmen missbrauchten Kinder hinaus noch mehr Opfer gibt, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Am Freitag erließ ein Richter wegen mehrfachen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs sowie Herstellung von kinderpornografischen Videos Haftbefehl gegen Christoph G.

Im Mayener Rathaus hält man sich bedeckt. "Wir sind selber überrascht", sagte eine Mitarbeiterin. Nüchtern reagierte die Polizei. "Für mich ist das nichts Schockierendes", sagte ein Sprecher. "Ob die heute in Thailand oder hier sitzen macht keinen Unterschied." Für Geschäftsmann Norbert Steffens ist der Skandal auch aus einem anderen Grund furchtbar. "Schlimm ist, der Täter kommt nach ein paar Jahren wieder aus dem Gefängnis." Die Kinder aber litten ein Leben lang.