Die betagte Maschine, die bei einer Inspektion in Paris durchgefallen war, verschwand kurz vor der Landung vom Radar. Mehr als 150 Tote befürchtet.

Paris. Nur 30 Tage ist es her, als ein Airbus von Rio nach Paris in den Atlantik stürzte. Trauer und Betroffenheit über die 228 Opfer sitzen noch tief, da verunglückt ein weiterer Airbus mit 153 Menschen an Bord. Unter den Vermissten: 66 Franzosen, die auf den Komoren ihren Urlaub verbringen wollten. Familien mit Kindern. Sie waren am Montag von Marseille aufgebrochen und im Jemen in den Todesflieger umgestiegen. Auch wenn ein Kind aus dem indischen Ozean gerettet werden konnte, gibt es kaum Hoffnung auf viele Überlebende.

Der Airbus A310 der jemenitischen Yemenia Air war beim Anflug auf die Inselkette der Komoren in den Indischen Ozean gestürzt. Rettungskräfte konnten ein 14 Jahre altes Mädchen lebend aus dem Wasser ziehen. Zudem wurden bis zum Nachmittag drei Leichen gefunden, wie ein Sprecher des komorischen Verkehrsministeriums sagte. Ein Sprecher der Zivilluftfahrtbehörde des Jemen gab die Zahl der Insassen von Flug IY 626 mit 142 Passagieren und elf Besatzungsmitgliedern an.

Die Maschine, die bei einer Inspektion vor zwei Jahren in Frankreich wegen technischer Mängel aufgefallen war, verschwand bei schlechtem Wetter kurz nach Mitternacht - wenige Minuten vor der Landung in der komorischen Hauptstadt Moroni - von den Radarschirmen.

Der Airbus A310 kam aus der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Ein Teil der Passagiere war zunächst mit einem Airbus A330 von Paris über Marseille nach Sanaa geflogen. Dort stiegen sie in die 19 Jahre alte Maschine um, die nach einer Zwischenlandung in Dschibuti um ein Uhr früh (MESZ) in Moroni landen sollte.

Eine Augenzeugin berichtete, das Flugzeug sei brennend ins Meer gestürzt. Die Absturzstelle wurde rund 20 Kilometer nördlich der Insel Grande Comore ausgemacht. Dort war auch ein Treibstoffteppich auf dem Wasser zu sehen.

Das gerettete Mädchen ist den Angaben zufolge erschöpft, aber weitgehend unverletzt. "Das ist wirklich ein Wunder", sagte der komorische Regierungssprecher Abdourahim Said Bacar. Der Teenager, der nun in einem örtlichen Krankenhaus untersucht werde, hatte sich demnach stundenlang verzweifelt an ein Wrackstück geklammert. Nach unbestätigten Berichten soll das Mädchen zudem eine Rettungsweste getragen haben. Bei den 142 Passagieren handelte es sich überwiegend um Komorer oder Franzosen mit komorischen Wurzeln oder doppelter Staatsbürgerschaft. Die jemenitische Nachrichtenagentur berichtete außerdem von einem kanadischen und einem palästinensischen Passagier. Das Bordpersonal stammte aus Jemen, von den Philippinen, aus Marokko und Indonesien. Ein Teil der Passagiere kam aus der Pariser Vorstadt La Courneuve, wo viele afrikanische Einwanderer wohnen.

Zahlreiche Schiffe suchen seit gestern nach den Opfern und Wrackteilen. Der nahe liegende Inselstaat Madagaskar beteiligte sich an der Suche. Frankreich schickte ein militärisches Transportflugzeug mit zwölf Tauchern, drei Ärzten und zwei Psychologen nach Moroni. Auch zwei französische Kriegsschiffe waren unterwegs und sollen heute am Unfallort eintreffen. Der Hersteller Airbus sagte Unterstützung zu, ein Expertenteam sei bereits unterwegs zu den Komoren.

Die Absturzursache blieb zunächst unklar. Nach Angaben des französischen Verkehrsstaatssekretärs Dominique Bussereau wies die Maschine bei einer Überprüfung in Frankreich 2007 zahlreiche Mängel auf. "Die Fluggesellschaft (Yemenia) stand nicht auf der schwarzen Liste, aber wir haben sie im Auge gehabt. Sie sollte demnächst von einem Sicherheitskomitee der EU überprüft werden." Yemenia wies jegliche Kritik am Zustand der Maschine zurück. "Das Flugzeug war technisch gesund", sagte Ali Sumari, der Vizedirektor der Yemenia Airlines, dem Nachrichtensender France24. "Es ist ohne irgendwelche technischen Probleme abgeflogen." Er räumte ein, dass in Frankreich Mängel aufgefallen seien. "Diese Probleme wurden beseitigt, bevor das Flugzeug gestartet ist", betonte er. Nach zunächst unbestätigten Informationen hatte das Flugzeug wegen schlechten Wetters vor dem Absturz ein Durchstart-Manöver eingeleitet.

Die Selbsthilfegruppe "SOS Voyage au Comores" übte scharfe Kritik an der Fluggesellschaft Yemenia. "Es mangelt vor allem an Sicherheit und an Achtung für die Passagiere", sagte Mhoudine Jamal von der Organisation, die 2008 gegründet worden war.