Die Tennislegende Steffi Graf feierte gestern ihren 40. Geburtstag. Doch der Geburtstag war ihr gar nicht so wichtig, sie legte mehr Wert auf ihr Familienglück. In Deutschland ist sie immer noch anerkannt.

Hamburg. Nun ist sie also 40! Unglaublich eigentlich. Aber gestern war es tatsächlich so weit, die Geburtsurkunde lügt nicht: Stefanie Maria Graf, geboren am 14. Juni 1969 in Mannheim. „Steffi“ immer noch für alle, die ihren quasi öffentlichen Weg vom schüchternen Tennis-Wunderkind zum Weltstar und schließlich zur glücklichen Ehefrau und zweifachen Mutter verfolgt haben.

Auch zehn Jahre nach ihrem Karriereende im August 1999 ist Steffi Graf allgegenwärtig. Dabei lebt sie längst mit ihrer Familie in Las Vegas/Nevada, schaut nur ab und zu mal in der Heimat vorbei. Erst kürzlich wurde sie zur beliebtesten Deutschen in 60 Jahren Bundesrepublik gewählt. Sie hat weiterhin bedeutende Werbeverträge, ist Teilhaberin einer Fitness-Kette für Frauen und engagiert sich vor allem intensiv für ihre Stiftung „Children for Tomorrow“, die sich um Hilfe für traumatisierte Kinder kümmert.

Vor der 40 hat Steffi keine Angst: „Geburtstage sind für mich nicht so wichtig“, erklärt sie locker. Dass sich in der ersten Juni-Woche der Beginn ihrer Romanze mit Andre Agassi zum zehnten Mal jährte, bedeutet ihr sicherlich mehr. Sohn Jaden Gil ist inzwischen sieben Jahre alt, Tochter Jaz Elle ist fünf. „Die Kinder halten mich fit“, sagt sie und erklärt damit ihre erstaunliche Form. Sie wirkt noch schlanker als zu ihren besten Zeiten.

Bei der Einweihung des neuen Daches über dem Centre Court in Wimbledon vor vier Wochen begeisterte Steffi Graf mit ihrem Spiel, aber vor allem mit ihrer Persönlichkeit. Sie schlug die Bälle wie vor zehn Jahren und war doch ganz anders. Mit Agassi tauschte sie im Mixed nach jeder gelungenen Aktion auf dem Platz öffentlich Küsschen aus, sie lachte, scherzte, spaßte. Der extrovertierte Amerikaner hat sie wachgeküsst, seit die Liaison zart nach beider letztem Grand-Slam-Sieg 1999 in Paris begann, sich in Wimbledon verfestigte und bei den US Open bereits lief.

Am 22. Oktober 2001 heirateten die beiden Superstars, Happy End einer zunächst vollkommen unglaublichen Geschichte. Agassi hat mehrmals erzählt, dass er seit 1992, als beide nach ihrem Wimbledonsieg beim Bankett saßen, an ihr interessiert war. Es passt augenscheinlich wirklich. „Ich bin stolz auf meinen Mann, glücklich über mein Familienleben und freue mich über meine Kinder“, sagt Steffi Graf, „die Erziehung der beiden beansprucht einen großen Teil meiner Zeit.“

22 Grand-Slam-Titel hat die blonde Deutsche gewonnen, sie war insgesamt 377 Wochen die Nummer eins der Weltrangliste, gewann 1988 als bis dato letzte Spielerin den „Grand Slam“, also die vier Major-Titel in einem Kalenderjahr, und „vergoldete“ ihn durch den Olympiasieg in Seoul. Die sportlichen Triumphe der fünfmaligen deutschen Sportlerin des Jahres sind kaum zu zählen, knapp 22 Millionen US-Dollar nahm sie allein an Preisgeld ein.

Geneidet wurden ihr die Erfolge nie. Deutschlands Tennisfans sind mit ihr groß geworden und haben mitgelitten, -gefiebert und -gefeiert. Schon mit 13 wurde Steffi Graf Profi, ausgebildet von Vater Peter, einem Gebrauchtwagenhändler und Tennistrainer aus Brühl bei Mannheim. Als 16-Jährige gewann sie 1986 ihr erstes Profiturnier in Hilton Head gegen Chris Evert, anschließend besiegte sie in Berlin die große Martina Navratilova. Die Wachablösung im Damentennis war eingeleitet.

Neben ihrer sportlichen Dominanz aber blieb Steffi Graf immer die Verletzlichkeit im Privatleben. Im öffentlichen Rampenlicht fühlte sie sich nie besonders wohl. Die Schlagzeilen um einen Erpressungsversuch wegen einer angeblichen Affäre ihres Vaters, dessen Verurteilung wegen Steuerhinterziehung, die Trennung der Eltern und auch das Attentat auf ihre Kontrahentin Monica Seles, 1993 in Hamburg verübt von einem durchgeknallten Graf-Fan, hinterließen tiefe Spuren.

Sport und Tennis waren der Ausweg. „Sport war immer Teil meines Lebens, er gibt mir die Zeit zum Abschalten, die ich brauche“, sagt Steffi Graf heute. Sie läuft auf dem Laufband, fährt Rad und macht Pilates. Tennis spielt sie nur noch selten. „Es gibt keinerlei Grund, über Geschehnisse aus der Vergangenheit zu klagen“, sagt sie, „ich bin sehr glücklich darüber, wie es mir heute geht.“