Es scheint, als wären oftmals doch die Frauen das “starke Geschlecht“: Laut einer Studie mit dem Titel “Im Blickpunkt: Jugend und Familie in Europa“ werden junge Frauen in Europa früher selbstständig als Männer und erreichen höhere Bildungsabschlüsse.

Wiesbaden. Junge Frauen in Europa ziehen früher zu Hause aus und erreichen höhere Bildungsabschlüsse als gleichaltrige Männer. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelingt in den Ländern der Europäischen Union (EU) hingegen sehr unterschiedlich. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mit. Die Zahlen basieren auf einer neuen Studie mit dem Titel „Im Blickpunkt: Jugend und Familie in Europa“.

Von den 18- bis 24 Jahre alten Frauen in der EU lebten 2007 noch gut zwei Drittel bei ihren Eltern, bei den Männern dieses Alters waren es hingegen noch vier Fünftel. In Deutschland sind junge Frauen im Durchschnitt 21 Jahre alt, wenn sie ihren eigenen Haushalt gründen und damit zwei Jahre jünger als die Männer.

Am längsten bleiben Bulgaren, Griechen und Slowaken im „Hotel Mama“. Die Männer in diesen Ländern verließen im Durchschnitt erst mit 31 Jahren ihr Elternhaus und waren damit noch ein Jahr älter als ihre italienischen Geschlechtsgenossen.

Beim Bildungsniveau haben die Frauen in Europa die Männer in weiten Teilen überholt. Bei den Universitäten, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen des sogenannten Tertiärbereichs lag der Anteil der Absolventinnen 2006 EU-weit bei mehr als 59 Prozent und in Deutschland bei knapp 57 Prozent. In Lettland und Estland erwarben sogar mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer einen Abschluss.

Ein gesamteuropäisches Phänomen sind die niedrigen Geburtenzahlen: In allen EU-Mitgliedsländern kommen statistisch auf eine Frau weniger als 2,1 Kinder. Diese Rate gilt als Mindestwert für die Reproduktion der Bevölkerung. Die Iren kommen mit 2,01 Kindern pro Frau fast an den Wert heran, an zweiter Stelle rangieren die Franzosen mit 1,96. Deutschland findet sich im unteren Drittel der EU-Staaten (mit 1,37), aber noch vor Portugal (1,33) und osteuropäischen Ländern wie Rumänien (1,30) und der Slowakei mit dem EU-weit niedrigsten Wert von durchschnittlich 1,25 Kindern pro Frau.

Wie die Frauen Mutterrolle und Berufstätigkeit unter einen Hut bringen, unterscheidet sich europaweit stark. In Slowenien und Dänemark waren 2007 mehr als 80 Prozent der über 25-jährigen Mütter mit Kindern unter 3 Jahren erwerbstätig. In Ungarn, der Tschechischen Republik und der Slowakei lag der Wert dagegen unter 20 Prozent. In Deutschland waren 58 Prozent dieser Mütter erwerbstätig. Dabei hatte Deutschland bei den Teilzeitquoten EU-weit die Nase vorn, gefolgt von den Niederlanden.