Schock in den Abendstunden: Piraten haben am Sonnabend vor der Küste Somalias ein deutsch-italienisches Kreuzfahrtschiff angegriffen. An Bord waren zum Zeitpunkt der Attacke 1500 Menschen, darunter 38 Deutsche. Verletzt wurde bei dem Angriff zwar niemand. allerdings entdeckten Passagiere Einschusslöcher. Bilder von Entführungen und Piraten-Angriffen.

Rom/München. Piraten haben am Wochenende vor der Küste Somalias einen deutschen Frachter gekapert und ein deutsch-italienisches Kreuzfahrtschiff angegriffen. Die Besatzung der "MS Melody" wehrte den Überfall aber nach Angaben des Kapitäns erfolgreich ab. Kapitän Ciro Pinto sagte im staatlichen italienischen Rundfunk, er habe seinen Sicherheitsleuten befohlen, zurückzuschießen, als sechs Piraten in einem kleinen Boot sein Passagierschiff angriffen.

Die Kreuzfahrtgesellschaft MSC bestätigte inzwischen den Piratenangriff. Das Schiff habe Ausweichmanöver gestartet und sei dem Angriff entkommen, teilte eine Sprecherin der MSC Kreuzfahrten GmbH am Sonntag in München mit. Keiner der etwa 1000 Passagiere, darunter 38 Deutsche, und 500 Besatzungsmitglieder sei verletzt worden.

Den Angaben zufolge näherten sich die Piraten dem Schiff um 19.35 Uhr deutscher Zeit mit einem kleinen Schnellboot und feuerten Schüsse aus automatischen Waffen ab. Die "MSC Melody" habe sich zu diesem Zeitpunkt 180 Seemeilen (330 Kilometer) entfernt von Port Victoria auf den Seychellen befunden.

Ein Militärschiff der internationalen Marineverbände sei bereitgestellt worden, um das Schiff zu eskortieren. Mittlerweile sei die "MSC Melody" planmäßig auf dem Weg nach Akaba in Jordanien.

"Spiegel Online" berichtete unter Berufung auf einen Passagier aus Baden-Württemberg, während einer Show an Bord seien plötzlich Schüsse gefallen. Der Mann habe etwa 50 Schüsse gehört, die offenbar außerhalb des Kreuzfahrtschiffes abgegeben worden seien. Andere Mitreisende hätten zuvor ein weißes Schnellboot gesehen, das dem Kreuzfahrtschiff gefolgt sei.

Die Spuren des Angriffs seien am Morgen noch deutlich zu sehen gewesen, berichtet "Spiegel Online"n weiter. So seien in einem Fenster zu einem der Rauchersalons Einschusslöcher zu sehen gewesen.

Der gekaperte Getreidefrachter "Patriot" wurde in der Meerenge zwischen Somalia und dem Jemen rund 300 Kilometer südöstlich der jemenitischen Küstenstadt Muqalla überfallen, wie die 5. US-Flotte mitteilte. Der Frachter fuhr unter maltesischer Flagge.

Die "Patriot" gehört der Hamburger Reederei Johann M.K. Blumenthal, wie aus der Website des Unternehmens hervorgeht. Ein Mitarbeiter von Blumenthal wollte am Telefon nicht zu der Entführung Stellung nehmen.

Andrew Mwangura von der ostafrikanischen Seemannsvereinigung in der kenianischen Hafenstadt Mombasa erklärte, es handle sich um einen Getreidefrachter mit 17 Besatzungsmitgliedern an Bord. Es war zunächst unklar, aus welchem Land die Matrosen stammten.

Somalische Piraten haben seit vergangenem Jahr trotz verstärkter internationaler Militärpräsenz in der Region bereits mehr als 100 Schiffe in ihre Gewalt gebracht. Darunter ist auch das deutsche Containerschiff "Hansa Stavanger". Das Schiff der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg war am 4. April von Piraten aufgebracht worden. Der Kapitän und vier leitende Offiziere der "Hansa Stavanger" stammen aus Deutschland. Sie befinden sich immer noch in der Gewalt der Piraten.

Der für den US-Einsatz vor Somalia zuständige General hat wegen der zunehmenden Zahl von Piratenangriffen die Bewaffnung von Handelsschiffen angeregt. Die Schifffahrtsgesellschaften sollten überlegen, ob sie nicht bewaffnete Sicherheitskräfte einstellen sollten, sagte General David Petraeus in Washington. Internationale Schifffahrtsverbände lehnen diese Idee jedoch ab. Die Bewaffnung von Frachtern könnte zu einer Eskalation der Gewalt führen.