Der Milchpulver-Skandal in China ist größer als bisher bekannt. Das chinesische Gesundheitsministerium ging mit der Gesamtzahl der tatsächlich erkrankten Kleinkinder um mehr als das Fünffache über bisherige offizielle Angaben hinaus.

Peking. 294 000 Babys seien nach neusten Angaben erkrankt und 6 gestorben. Von den Säuglingen hätten 51 900 stationär behandelt werden müssen. Noch heute liegen 861 Kinder mit Nierenproblemen im Krankenhaus. Davon seien 154 in einem schlechten, aber stabilen Zustand. Die Kinder leiden am meisten unter Nierensteinen, die sich nach dem Verzehr von mit Melamin versetzten Milchprodukten gebildet haben.

Monatelang wurde der Skandal vertuscht , bis er im September aufflog, da immer mehr Kinder durch das gesundheitsschädliche Milchpulver erkrankt waren. Bei rund zwei Dutzend Herstellern wurden Produkte festgestellt, die die Chemikalie Melamin enthielten. Mit dem verbotenen Stoff, der in der Industrie als Bindemittel eingesetzt wird, lässt sich ein höherer Proteingehalt und damit beispielsweise bei verwässerter Milch eine bessere Qualität vortäuschen.

Bisher sind offiziell sechs Säuglinge gestorben. Dabei seien drei bereits früher berichtete Todesfälle mitgezählt, teilte das Gesundheitsministerium in Peking mit. Zwei Todesfälle wurden aus der zentralchinesischen Provinz Gansu berichtet, während jeweils einer aus der Nachbarprovinz Shaanxi sowie den südlichen Provinzen Jiangxi, Zhejiang und Guizhou gemeldet wurde.

Der Zusatz von Melamin war in der chinesischen Milchindustrie weit verbreitet, wie inzwischen bekannt wurde. Mit der Chemikalie wurde in China auch Viehfutter künstlich "aufgebessert", so dass der Stoff in die Nahrungskette gelangte und selbst in Eiern und Eiprodukten entdeckt wurde. Der Skandal, der das ohnehin angeschlagene Vertrauen in die Qualität chinesischer Lebensmittel erschüttert hat, brachte den Export von Milchprodukten aus China praktisch zum Stillstand. Im Oktober sei die Ausfuhr um 92 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen, berichtete die Tageszeitung "China Daily".