Der chinesische Babymilch-Hersteller Sanlu hat wochenlang wissentlich verseuchte Ware verkauft und damit Erkrankungen und den Tod eines Säuglings in Kauf genommen.

Peking. Nach Angaben des Pekinger Gesundheitsministeriums bekamen durch die Belastung mit Melanin bisher 432 Säuglinge Nierensteine, und ein Kind starb, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Sonnabend meldete. Das Ministerium habe die Schließung des Herstellers, des größten chinesischen Molkereiunternehmens Sanlu, angeordnet. 19 Personen seien festgenommen worden.

Xinhua zufolge entschloss sich das Unternehmen erst nach der Erkrankung zahlreicher Babys am Freitag zu einer Rückrufaktion. Demnach wurde Melanin, eine nicht mit dem gleichnamigen Farbstoff zu verwechselnde Chemikalie zur Herstellung von Plastik, dem Milchpulver zugefügt, um den Proteingehalt höher erscheinen zu lassen. Am Freitag wurden schließlich 700 Tonnen, die vor dem 6. August hergestellt wurden, vom Markt genommen. Seit diesem Zeitpunkt soll das Unternehmen nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins "Caijing" von der Verunreinigung der Milch gewusst haben, ohne dies aber öffentlich zu machen.

Einem anderen Zeitungsbericht zufolge gingen schon im März Beschwerden aus der Bevölkerung ein. Von Mitte Juli an wurde laut Xinhua dann mehrfach über Nierenprobleme bei Babys berichtet, ohne dass die Behörden etwas unternommen hätten. Das Gesundheitsministerium erklärte am Sonnabend, das Melanin sei bei Tests Anfang August festgestellt worden. Ob die Behörden bereits dann von Sanlu informiert wurden, blieb vorerst unklar. Auch wurde nicht begründet, warum die Rückrufaktion erst jetzt erfolgte.

Lebensmittelskandale haben in China in letzter Zeit häufig für Schlagzeilen gesorgt. Die Opfer waren zumeist Einheimische. In Taiwan wurden am Sonnabend tausende Milchpulverpackungen aus den Regalen genommen. Sanlu habe im Juni 25 000 Kilogramm Milchpulver nach Taiwan geliefert, hieß es. Sichergestellt wurden davon zunächst 9800 Kilogramm.