Der Retter des Königs wurde im niederländischen Wolder beerdigt. Die Ausgrabung wurde beantragt.

Hamburg/London/Paris. Er ist einer der größten Helden der Literaturgeschichte: der verwegene Musketier d'Artagnan des französischen Romanciers Alexandre Dumas (1802-1870). Zusammen mit seinen Freunden, den "Drei Musketieren" Athos, Porthos und Aramis, verteidigen sie König und Königin gegen die düsteren Machenschaften des Kardinals Richelieu sowie gegen auswärtige Feinde. Wenige wissen, dass d'Artagnan und seine drei Freunde tatsächlich gelebt haben, dass sie in der Tat Musketiere des Königs waren und viele Abenteuer erlebten - als Soldaten, aber auch als Liebhaber vieler schöner Frauen.

Eine der bekanntesten Historikerinnen Frankreichs, Odile Bordaz, ist sich sicher, das verschollene Grab des legendären Musketiers endlich gefunden zu haben. Bordaz, promovierte Kunsthistorikerin, Museumskuratorin und Verwalterin des Schlosses von Vincennes, ist Autorin mehrerer Bücher über d'Artagnan. Der Gascogner Charles de Batz de Castelmore, Graf d'Artagnan, war seit 1658 Hauptmann der königlichen Garde - im Rang einem Oberst entsprechend - und Geheimagent des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. In ganz Frankreich war er schlagartig bekannt geworden, als er 1661 im Auftrag Ludwigs, der d'Artagnan völlig vertraute, den mächtigen Oberintendanten der Finanzen, Nicholas Fouquet, verhaftete. Fouquet, de facto Finanzminister Frankreichs, hatte ein riesiges Vermögen an sich gebracht und wurde dem jungen König deswegen verdächtig. Ludwig ließ ihn zu lebenslanger Haft verurteilen.

D'Artagnan war aber nicht nur mit Fouquets Festnahme beauftragt; er begleitete seinen prominenten Gefangenen in den folgenden Jahren auch jeweils in andere Kerker. Dasselbe tat er auch mit anderen Edel-Gefangenen der Krone - wie dem Herzog von Lauzon. Die berühmte Zeitzeugin Madame de Sevigne berichtet in ihren Briefen, d'Artagnan habe sich seinen Gefangenen gegenüber stets ausgesprochen ritterlich verhalten.

1676 war der Höhepunkt in d'Artagnans spannendem Leben: Er wurde zum Grafen erhoben, zum Brigadegeneral der Kavallerie befördert und war vorübergehend auch Gouverneur der Stadt Lille. D'Artagnans Schicksal vollendete sich am 25. Juni 1673. Der wagemutige Hauptmann der Garde fiel bei der Belagerung der niederländischen Stadt Maastricht. Unter dem direkten Befehl des Königs stehend, hatte sich d'Artagnan vom Herzog von Monmouth, der ein englisches Kontingent anführte, zu einem waghalsigen Angriff überreden lassen. Der gelang auch - die Festung kapitulierte bald. Allerdings zerfetzte dabei eine Musketenkugel d'Artagnans Kehle.

Wie Odile Bordaz berichtet, wurden gefallene französische Offiziere damals rasch begraben, da sie in der Wärme schnell verwesten. Man brachte sie einfach zur nächstgelegenen katholischen Kirche. In d'Artagnans Fall war das die Kirche der Heiligen Peter und Paul in Wolder, denn dort war sein Lager. Kürzlich entdeckte Dokumente enthüllen nun, dass d'Artagnan in der Tat bei Wolder beigesetzt wurde. "Die Spur ist sehr präzise", sagt Odile Bordaz.

Der Pfarrer von Peter und Paul, Peter van der Aart, sagte laut Bericht der Londoner "Times", es gebe gute Chancen, dass d'Artagnans Grab in der Kirche gefunden werde. Odile Bordaz hat die niederländischen Behörden um eine Ausgrabungsgenehmigung nachgesucht.

Pfarrer van der Aart sagte dazu, die Ausgrabung könne genehmigt werden, sobald die Historiker die genaue Grabstelle lokalisiert hätten. "Denn ich denke, wir können hier schließlich nicht alles umgraben, um nach d'Artagnan zu suchen."

Alexandre Dumas hatte den Roman "Die drei Musketiere" 1844 geschrieben. Er stützte sich dabei auf das Buch "Die Memoiren des Monsieur d'Artagnan" von Gatien de Courtilz de Sandras aus dem Jahre 1700.

Der ehemalige Musketier verarbeitete dabei Berichte von d'Artagnans früheren Kameraden sowie die Erzählungen eines Freundes von d'Artagnan, mit dem de Sandras zeitweise im Staatsgefängnis Bastille gesessen hatte. Später fügte Alexandre Dumas zwei weitere Romane über das Leben seines legendären Helden hinzu.