Sie vernachlässigte ihr Junges, ließ es alleine im Gras liegen - jetzt ist das Affen-Baby von Gorilla-Dame Josy (9) tot. Im Zoo Hannover trauern die Pfleger und Besucher. Alle wussten von den Schwierigkeiten zwischen Affen-Mutter und Baby - aber niemand griff ein.

Hannover. Die Entscheidung war den Experten im Zoo nicht leicht gefallen: Obwohl sie sahen, dass das Gorillababy Femi von seiner Mutter mitunter vernachlässigt wurde, beschlossen sie, den kleinen Menschenaffen nicht per Hand aufzuziehen.

Stattdessen durfte Femi als "Gorilla unter Gorillas" aufwachsen. Auf den Tag genau fünf Monate nach der Geburt von Femi muss der Zoo nun um den Tod des Affenbabys trauern. Femi sei wahrscheinlich an den Folgen einer Platzwunde am Kopf gestorben. Eine Untersuchung in der Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover soll genauen Aufschluss über die Affentod geben.

Die Kopfwunde zog sich der kleine Affe bereits Ende letzter Woche zu. Nach einer Behandlung durch die Veterinäre habe sich sein Zustand gebessert. Überraschend für die Pfleger starb der Affe dann aber am Dienstag.

"Wir wollten, dass das Baby als Gorilla aufwächst", erklärte der zoologische Leiter, Heiner Engel, am Mittwoch. "Bei einer Handaufzucht von Menschenaffen besteht die Gefahr der Fehlprägung." Der Affe sei sein Leben lang auf den Menschen fixiert und immer unglücklich im Kreis anderer Affen.

Schon bald nach der Geburt war den Zoomitarbeitern aufgefallen, dass Affenmutter Josi (9) ihre Tochter oft unbewacht im Gras liegen ließ - so wie sie es von ihrer handaufgezogenen Mutter Zazie gelernt hatte. Die Geschwister kümmerten sich um Femi und brachten sie zum Stillen zur Mutter zurück - sprangen allerdings auch ruppig mit ihr um.

"Der Zoo entschied sich, Femi eine harte Kindheit zuzumuten, im Tausch gegen ein sozialisiertes, normales Leben als Gorilla unter Gorillas", sagte Engel. Die Entscheidung sei den Mitarbeitern nicht leicht gefallen. "Wir mussten täglich mit uns kämpfen, Gorillas Gorillas sein zu lassen und nicht nach menschlichen Maßstäben zu urteilen." So habe die Mutter ihr Baby sogar mit der flachen Hand in den Bach am Gorillaberg getaucht, so dass Affenvater Buzandi eingreifen musste.