Sonntag werden die Uhren umgestellt. Schlafforscher plädieren für mehr Rücksicht auf die innere Uhr.

Frankfurt/Main. Nachteulen und Spätaufsteher kommen an diesem Wochenende endlich wieder auf ihre Kosten: Durch die Umstellung auf die Winterzeit können sie sich ganz ohne schlechtes Gewissen noch einmal gemütlich im Bett herumdrehen, eine Stunde länger schlafen. Um 3 Uhr in der Nacht zu Sonntag werden die Uhren auf 2 Uhr zurückgestellt.

So einfach es mit den Zeigern ist, so schwer ist es für den Menschen: Jeder vierte Deutsche braucht für die Umstellung der "inneren Uhr" recht lange. Insgesamt glauben 91 Prozent der Bundesbürger daran, dass der Wechsel Auswirkungen auf sie hat, ergab eine Befragung des Marktforschungsinstituts Earsandeyes aus Hamburg. Die Abendblatt-Leser würden die Zeitumstellung am liebsten ganz abschaffen.

Scho lange plädieren Schlafforscher für mehr Rücksicht auf die innere Uhr. Schlafforscherin Ildiko Meny von der Uni München "Spättypen ticken tatsächlich anders als Frühtypen." Mit faulen Ausreden habe das nichts zu tun. Meny warnte vor den gesundheitlichen Folgen, die ein Leben gegen die innere Uhr habe. Diese Menschen würden unter chronischem Stress leiden. "Der kann krank machen", so die Wissenschaftlerin. Dass die Uhrenumstellung die Menschen nervt, ergab eine Online-Umfrage des Abendblatts: Knapp 73 Prozent sagten: "Ich kann mich nur schlecht auf die Umstellung der Zeit einstellen." Nur 27 Prozent haben damit keine Probleme. Hier einige Leserreaktionen:

Manfred Zebernick und Marion Herzing: Überflüssig wie ein Kropf. Vielleicht gelingt es Ihnen auf diesem Wege, dass Politiker manchmal auch mit gesundem Menschenverstand handeln.

Jürgen Kremser: Die Umstellung ist nicht nur lästig, sie zeigt auch, wie unflexibel die Politik ist.

Jutta Brand: Dieser Quatsch muss endlich ein Ende haben.

A. Lohmann: Durch die Zeitumstellung ist mein Biorhythmus völlig durcheinander! Allerdings nicht jetzt, sondern im Frühjahr, wenn mir und dem Rest der Republik morgens eine der wichtigsten Stunden gestohlen wird!

Rolf Tonner: Die zweimal jährlich mehr oder weniger zwangsweise zu vollziehende Zeitumstellung wird von mir nur als lästig und ziemlich überflüssig empfunden. Stellen wir uns dazu doch mal die Kriminalistenfrage: "Wem nützt es?"

Hans-Jürgen Warda: Wir haben in Deutschland generell nur die Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Ich kenne keine Winterzeit. Sondern nur die Mitteleuropäische Sommerzeit. Diese könnte ruhig abgeschafft werden. Denn sie hilft keinem.

Helga Iwan: Jetzt geht also der Unsinn wieder los, und die Uhren müssen umgestellt werden. Hierzu gibt es etliche Untersuchungen, ich kenne aber keine, die zu einem positiven Ergebnis kam. Auch dass dadurch deutlich Energie gespart werden würde, war nicht zu beweisen. Dafür spielen unsere inneren Uhren für Tage und bisweilen Wochen (Schichtarbeiter) verrückt, nicht nur bei uns Menschen, auch bei den Tieren. Wie soll zum Beispiel eine Kuh wissen, dass sie plötzlich eine Stunde später gemolken wird? Ich meine, unser Leben ist stressig genug, wir müssen uns nicht noch durch unsinnige "Zeitverordnungen" zusätzlichen Stress machen.

Sabine Walter: Bis vor etwa einem Jahr hat mir die Zeitumstellung nicht sehr zu schaffen gemacht; jetzt, mit einer einjährigen Tochter, empfinde ich sie als grässlich. Da unser Töchterchen sich gerne schon mal um 5:30 Uhr (Sommerzeit) das erste Mal bemerkbar macht, um dann um etwa 6:30 Uhr das Ende der Nacht einzuläuten, kann ich in der Winterzeit nicht von einer Stunde mehr Schlaf sprechen. Ich habe mich aber jetzt auf die Suche nach dem Zeiger begeben, mit dem ich die innere Uhr meines Kindes zurückstellen kann.

Gerhard Regling: Es hat sich nicht geändert. Die wissenschaftliche Intelligenz und Politiker sind nach wie vor uneinsichtig.

Gabriele Dreßler: Die Umstellungen sind ja nur zwei Nächte in einem langen Jahr. Die einen haben sich schneller, die anderen langsamer darauf eingestellt. Aber die langfristigen Wirkungen in meinem Lebensgefühl sind viel stärker. Kaum zu glauben, dass wir mal ohne Sommerzeit gelebt haben und nur Winterzeit hatten. Die Sommerzeit ist Lifestyle, gibt Lebenslust. Die Nächte sind lange hell, noch zu Mitternacht kann man bei uns im Norden einen Lichtstreifen wahrnehmen - großartig. Dagegen die Winterzeit! Graus! Es wird dunkel. Morgens mag es noch mal ein Stündchen hell sein. Aber wer kann das nutzen? Wenn es nach mir ginge, könnte man sich die Winterzeit sparen. Und bitte auf keinen Fall auf die Sommerzeit verzichten!


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