Abschluss der Prêt-à-porter-Schauen in Paris. Finanzdesaster inspirierte offenbar die Designer.

Paris. Der Minirock erlebt sein Comeback. Im Sommer 2009 kommen wir nicht um ihn herum. Ob kurzer Rock oder kurze Hose: Wenig Stoff ist offenbar die Lösung der Modebranche in der Wirtschaftskrise. Zumindest war das Finanzdesaster Hauptthema bei den Pariser Prêt-à-porter-Schauen, die gestern zu Ende gingen.

Zwei der großen Häuser - Dior und Louis Vuitton - setzten fast ausschließlich auf den Reiz der Minis. Hosen gab es kaum. Und wenn schon Hose, dann sollte sie extrem sein. Neben den Hotpants waren knallenge Modelle oder Pluderhosen zu sehen.

Zum Krisen-Mini bieten sich zwei Alternativen - dezente Entwürfe in Schwarz und Weiß wie bei Chanel, oder man vergisst die Sorgen und amüsiert sich modisch mit glitzernden Stoffen. "Mode ist keine Frage des Alters", sagte Claudia Schiffer (38), die im beigen Mini bei Chanel in der ersten Reihe saß. Folgt man dem deutschen Topmodel, kann man Mini und Hotpants bis ins hohe Alter tragen. Karl Lagerfeld (75) hat bei Chanel mal wieder die Lösung dafür gefunden. Er zeigte Strumpfhosen in zwei Farbtönen, bis zum Knie sind sie etwas dunkler.

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Bei Louis Vuitton erinnerten Federminis, kurze auberginefarbene Glitzerröcke und Hotpants an Josephine Bakers (* 68) Bananenrock und das frivole Paris. Die Farbpalette von Rosa bis zu Aubergine und Lila wird den nächsten Sommer bestimmen. Aber auch Korallenrot, Orange und grelles Blau sind erlaubt. Die bunten Streifenmuster bei Hermes waren von den Indios inspiriert. Was Naomi Campbell (38) und die anderen Cowgirls vorführten ist trendverdächtig, vor allem die weichen Ponchokleider aus Leder und Lederjacken mit Fransen. Cowgirl-Look gab es auch bei Givenchy. Seine knallengen schwarzen Hosen haben weiße Flammenmuster. Was auf dem Laufsteg mitunter übertrieben und nicht tragbar wirkt, dürfte in den Geschäften abgeschwächt angeboten werden.

Bunt und fröhlich ging es auch bei Sonia Rykiel (78) zu, die ihr 40. Jubiläum mit gerafften Roben in Rot, Pink und Lila passend zu den knalligen Kussmündern der Laufsteg-Dekoration feierte. Neben grellen Farben sind schillernde Stoffe und Glitzer wieder in. Pailletten waren häufig zu sehen, und Stoffe glänzen bei Chanel am Abend, bei Balenciaga auch am Tag. Hier scheinen sie je nach Lichteinfall die Farbe zu ändern. So werden Kleider in Bandagen gelegt, haben transparente Einsätze oder Schlitze, die eine Streifenoptik ergeben. Der Bandagenlook, der an die 80er-Jahre erinnert, war auch schon in New York zu sehen.

Zum Abend ist der Trend ganz eindeutig: Drapierte Roben, die an griechische Göttinnen oder Skulpturen erinnern, sind Pflicht und schmeicheln im Gegensatz zum Minirock endlich mal jeder Figur. Auch am Tage sind Drapierungen und Falten erlaubt. Drapiert bedeutet allerdings nicht zu viel Volumen, die Stoffe müssen ganz weich fallen. "Drapierungen, Verdrehungen, Faltenentwürfe" beschrieben die deutschen Designer Johnny Talbot (44) und Adrian Runhof (45) ihre Kreationen. Die beiden Münchner zeigten ihre Abendroben vor der spannendsten Kulisse der Modewoche in einer Metallwerkstatt mit Metallröhren. Im Publikum saß Boris Becker (40) und himmelte seine Verlobte Sandy Meyer-Wölden (25) an. Sie lief in einem hellblauen Kleid mit Kopfschleife über den Laufsteg.

Die deutschen Modeschöpfer bekommen in Paris von Saison zu Saison immer mehr Zulauf von der internationalen Medien. Der deutsche Designer Wolfgang Joop (63) verzauberte mit Blumen- und Punktmustern in leuchtenden Farben und natürlich Minis. "Optimismus und Leichtigkeit" ist für Joop das ideale Gegengewicht zur Krise. Ähnlich müssen viele der Modeschöpfer in Paris gedacht haben.

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