Australiens Umweltminister prangert das Gemetzel unter den Meeressäugern an. Bilder sollen möglicherweise für eine Klage genutzt werden.

Canberra. Der japanische Walfang in der Antarktis hat einen grausamen Höhepunkt erreicht. Gestern veröffentlichte die australische Regierung Fotos, auf denen eine Zwergwalkuh mit ihrem Kalb auf das japanische Schiff "Nisshin Maru" gezogen wurde. Umweltminister Peter Garrett bezeichnete die Bilder als "widerlich" und will sie möglicherweise nutzen, um gegen den Walfang zu klagen. Mehrere Wochen hatte jeweils ein Schiff der Umweltverbände Greenpeace und Sea Shepherd die japanische Fangflotte beobachtet und damit das Töten der Meeresriesen verhindert. Dabei wurden zwei Sea-Shepherd-Aktivisten drei Tage lang an Bord der Japaner festgehalten. Die Flotte verließ dabei das Fanggebiet - offenbar mit der Absicht, die Tanks der Verfolger leerzufahren. Sie selbst wurde per Tankschiff versorgt. Ende Januar mussten die Protestschiffe tatsächlich wegen Spritmangels abdrehen. Seitdem dokumentiert das australische Zollschiff "Oceanic Viking" die Jagd.

Von ihr ist längst bekannt, dass die angeblichen Forschungsaktivitäten nur vorgeschoben sind. Seit Jahren verfasst die Internationale Walfang-Kommission IWC Resolutionen, die Japan auffordern, das Programm einzustellen oder zu verändern. Das Hauptargument: Die in dem Programm genannten Ziele sind auch mit nicht tödlichen Forschungsmethoden zu erreichen. Die "Untersuchung der Rolle von Walen im antarktischen Ökosystem" ist eines dieser Ziele. Übersetzt heißt dies: Was fressen die Wale? Dazu wird der Mageninhalt der Tiere untersucht. "Alljährlich halten japanische Wissenschaftler auf den IWC-Konferenzen Vorträge darüber, zeigen uns Bilder von kleinen Fischen", sagt die Hamburger Walexpertin Petra Deimer, deutsches Mitglied im Wissenschaftsausschuss der IWC. "Um zu erfahren, was ein Wal frisst, reicht es, in einem Jahr wenige Tiere zu töten. Das muss nicht ständig wiederholt werden, erst recht nicht an mehreren Hundert Walen." Vieles hätte schon vor 1986 an den kommerziell gefangenen Tieren erforscht werden können, betont Deimer. "Doch damals war das wissenschaftliche Interesse gering." Dies belegen IWC-Zahlen: Während des 18-jährigen Forschungsprogramms "Japra" (1987 bis 2005) wurden insgesamt 6800 Zwergwale getötet - in den 31 Jahren zuvor waren es 840. Nach Abschluss einer zweijährigen "Machbarkeitsstudie" startete in diesem Winter nun "Japra II". Das Programm sieht den jährlichen Abschuss von bis zu 935 Zwergwalen vor, dazu je 50 Finn- und Buckelwale. Nur die Buckelwale sollen in diesem Winter verschont bleiben. Ansonsten ist die Jagd am Südpol nun in vollem Gange.

Dies sei für Deutschland "nicht akzeptabel", erklärte Staatssekretär Gert Lindemann bei einem Besuch in Neuseeland. Das sieht auch Paul Watson, Chef der Organisation Sea Shepherd, so. Er kündigte an, sein Schiff werde am 14. Februar auslaufen und erneut Kurs auf die Walfangflotte nehmen.

Auch die nördlichen Zwergwalbestände geraten wieder ins Visier der Walfänger: Norwegen kündigte an, in diesem Sommer 1052 Zwergwale zum Abschuss freizugeben. Die Quote bleibt damit das dritte Jahr in Folge unverändert.