Julia (25) aus Kiew hat schon zwei eigene Kinder. Um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen, bot sie sich im Internet als Leihmutter an. In drei Monaten bringt sie das Baby einer Berliner Familie auf die Welt - auch wenn dies in Deutschland verboten ist.

Berlin/Kiew. Julia blickt traurig auf die Fotos ihrer Kinder: Wladislaw (6) und Viktoria (2). Die beiden sind jetzt bei der Oma. Die Mutter sitzt im Wohnzimmer ihrer Wohnung im 9. Stock eines Plattenbaus in Kiew, streichelt ihren runden Bauch und denkt an ihr Baby, von dem die anderen Kinder nichts wissen. Julia ist Leihmutter.

Die Notargehilfin, die mit ihrem arbeitslosen Mann am Rande der ukrainischen Hauptstadt wohnt, trägt das Kind im Auftrag eines Berliner Paares aus. "Wir brauchen das Geld", sagt Julia. Und denkt dabei an Wladislaw und Viktoria, denen sie ein besseres Leben bieten will. 15 000 Euro bekommt sie nach der Geburt. "Ich dachte, es wäre ganz leicht verdientes Geld. Meine Freundin hat das auch schon gemacht. Bei uns ist das ja erlaubt."

Im Gegensatz zu Deutschland. "Und das aus gutem Grund, denn das ist nichts anderes als moderner Menschenhandel. Da gibt es die Mutterschaft zum Einkaufspreis", sagt Hubert Hüppe, CDU-Abgeordneter und stellvertretender Vorsitzender der Bundestagskommission für "Recht und Ethik der modernen Medizin".

Doch für Julia bedeutet die Leihmutterschaft Hoffnung - endlich die Kinder in einer besseren Gegend aufwachsen lassen! Dass sie gegen deutsches Recht verstößt, ist ihr egal. Sie sagt: "Das sind nicht meine Gesetze." Und auch die Berliner Eltern müssen kaum mit einer Strafe rechnen. Polizeisprecher Michael Merkle: "Wir könnten da nur auf Hinweise aus der Umgebung reagieren. So etwas wie eine Leihmuttersuche gibt es nicht." Über das Berliner Paar weiß Julia nicht viel. Er ist 50, sie ist 45 und hat schon zwei Fehlgeburten hinter sich. "Ich wollte ihnen helfen", sagt Julia. Die Berliner fanden Julia über das Internetportal www.surmama.com. Dort bieten sich ukrainische Frauen als Leihmütter an. "Ich hatte die Wahl zwischen sechs Paaren aus der Ukraine, den USA und Deutschland", sagt Julia. Am Ende wurde ihr dann ein Embryo der Berliner eingepflanzt.

"In-vitro-Fertilisation" heißt diese Zeugung im Reagenzglas, bei der eine Eizelle der Frau mit dem Samen des Vaters befruchtet wurde. Läuft alles nach Plan, wird das Berliner Paar bei der Geburt in Kiew dabei sein. Danach soll Julia unterschreiben, dass sie nicht die leibliche Mutter ist. Nur die vermeintlich leiblichen Eltern aus Berlin werden von der Klinik in die Geburtsurkunde eingetragen - gegen einen kleinen Aufpreis. Auf dem Papier hat es Julia später nie gegeben.

Daran, dass sie sich von dem Kind für immer verabschieden muss, denkt sie noch nicht. Klar ist für Julia: "Ich werde mich nie mehr als Leihmutter anbieten."