Abschuß: Ziegen, Hunde, Schweine bedrohen einheimische Arten

Galapagos. Von ihren Hubschraubern aus richten die Wärter des Nationalparks der Galapagos-Inseln die Zielfernrohre ihrer Gewehre aus und zielen auf eine Gruppe Wildziegen. "Um das Leben auf den Galapagos-Inseln zu sichern, müssen alle Tiere wie Hunde, Katzen, Ziegen und Esel, die von den Menschen eingeführt wurden, sterben", sagt einer der Wärter und lädt seine Waffe nach.

Nach Angaben von Felipe Cruz, der das Ziegenausrottungsprojekt leitet, ist die zunehmende Zahl dieser pflanzenfressenden Tiere auf der Insel Isabela die Ursache für die allmähliche Ausrottung der Riesenschildkröte, der es an Nahrung mangelt. Ungefähr 90 Prozent der Riesenschildkröten sind innerhalb von drei Jahrzehnten verschwunden. Jetzt leben nur noch einige zehntausend auf den Inseln.

"Wir haben mehr als drei Millionen Dollar für die Jagd auf die Ziegen bekommen und bereits 80 000 Tiere getötet", sagt Cruz und fügt an, daß den Hunden, Katzen, Eseln und Schweinen dasselbe Schicksal drohe. Für ihre Mission verfügen er und seine Mitarbeiter über 12,5 Millionen Dollar von der Charles-Darwin-Stiftung, einer Organisation, die sich Umweltschutz und Forschung zur Aufgabe gemacht hat.

Die Einwohner der zu Ecuador gehörenden Inseln läßt das Interesse der Forscher an der Fauna und Flora ihrer Heimat kalt. Sie leben zu Tausenden vom Verkauf des Ziegenfleischs und klagen über die Wächter des Nationalparks. "Wenn diese Leute keine Ziegen abschlachten, verbringen sie ihre Zeit mit Schlafen, dem Vergiften unserer Hunde und dem Stehlen von Geld internationaler Organisationen", beschwert sich Cristobal Colomb Cuenca, einer der Wildjäger. Er ist gerade dabei, mit seinen fünf Hunden sechs Ziegenböcke einzufangen, die er für 15 Dollar das Stück verkaufen will. Die Jagd bringt ihm durchschnittlich 300 bis 500 Dollar pro Monat.

Die Wirtschaft der Inseln hänge zum großen Teil vom lukrativen Geschäft mit dem Ziegenfleisch ab, erklärt der Händler Luis Moreno Baragan. Es hält das Gerede von der Umweltbedrohung für eine "Scheinheiligkeit", die es dem Nationalpark erlaube, Millionenspenden einzutreiben. Ganz anders sieht das der Biologe Carlos Valle, der als bester Kenner der Galapagos-Inseln gilt. "Obwohl die Inselgruppe wegen ihrer späten Entdeckung eine zu 95 Prozent geschützte Entwicklung bis zum 16. Jahrhundert hatte, ist das derzeitige Ausmaß der Umweltzerstörung eines der größten auf der Welt", sagt Valle. Inzwischen sei die Hauptbedrohung der Mensch. Innerhalb der vergangenen 30 Jahre sei die Zahl der Bewohner wegen Tourismus und Fischfangs von einigen hundert auf 30 000 gestiegen, "aber im Gegensatz zu den Ziegen können wir sie nicht ausrotten", sagt Valle.