Viele Jugendliche unter den Opfern. Stadt soll 30 Minuten zuvor Eishockey-Training abgesagt haben.

Bad Reichenhall. Winterdrama in Bad Reichenhall: Beim Einsturz des Daches einer Eissporthalle während eines Schneesturms sind in der bayerischen Kreisstadt mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen - darunter ein siebenjähriges Mädchen. 32 teils schwer Verletzte wurden geborgen, etwa zehn bis 20 Menschen wurden am Abend noch vermißt. Einige sollen noch auf der Eisfläche gelegen haben, weil die Retter wegen der Trümmer nicht zu ihnen vorstoßen konnten. Es sei wegen der Erfrierungsgefahr ein Wettlauf mit der Zeit, sagte ein Helfer.

Mehr als 50 Menschen sollen sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Gebäude befunden haben. Das Landratsamt Berchtesgadener Land löste Katastrophenalarm aus. Der Traunsteiner Polizeisprecher Fritz Braun sagte, zwei der Toten seien junge Erwachsene. Retter suchten mit Hunden nach den Verschütteten. Kräne wurden angefordert, um das Dach anzuheben.

Die Rettungsarbeiten gestalteten sich wegen des Wetters sehr schwierig. "Die Situation ist katastrophal", sagte eine Sprecherin des Bayerischen Roten Kreuzes. Der Verkehr in der Region kam wegen des Schneechaos teilweise zum Erliegen.

Im Einsatz waren mehr als 700 Rettungskräfte der Bundeswehr, des Technischen Hilfswerks, des Deutschen Roten Kreuzes sowie von Feuerwehren aus dem Umkreis und aus Österreich. Der Salzburger Rot-Kreuz-Kommandant Gerhard Huber sagte, es dürften sich viele Kinder in der Halle befunden haben.

Das Dach der Halle war gegen 16 Uhr fast über die gesamte Länge eingestürzt. Etwa 30 Minuten zuvor soll es konkrete Warnungen gegeben haben. Ein Training des örtlichen Eishockey-Athletik-Clubs (EAC) wurde abgesagt.

EAC-Vorstand Thomas Rumpeltes sagte, er sei gegen 15.30 Uhr von der Stadt Bad Reichenhall informiert worden, daß das Training nicht stattfinden könne: Es bestehe Einsturzgefahr. "Der öffentliche Lauf lief scheinbar noch", sagte Rumpeltes. Beate Kammel, ebenfalls EAC-Vorstandsmitglied: "Ich bin gegen halb vier noch daran vorbeigefahren, da war noch nichts." Ihr 13 Jahre alter Sohn hätte am Training teilnehmen sollen.

Schon zwei Stunden zuvor hatte eine Katastrophe das Berchtesgadener Land heimgesucht: Gegen 14 Uhr verschüttete eine Lawine am Bergmassiv Reiteralpe zehn Wintersportler. Sieben konnten sich befreien, zwei starben, einer wird vermißt.