Dacheinsturz: Tragödie in der Eissporthalle von Bad Reichenhall. Trotz Warnung wurde die Halle geöffnet. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben, darunter ein sieben Jahre altes Mädchen.

München. "Ich bin im Wasser geschwommen. Da gab es plötzlich ein lautes Knacken", berichtet ein Augenzeuge. "Im selben Moment rief der Bademeister: ,Alle raus hier!' Ich habe mich in drei Minuten umgezogen, und als wir draußen standen, stürzte die Halle auch schon ein."

Offenbar unter der Last massiver Schneefälle war das Hallendach der kombinierten Eis- ,Tennis- und Schwimmhalle von Bad Reichenhall gestern nachmittag gegen 16 Uhr fast auf der gesamten Länge zusammengebrochen und mitten auf die Eisflächge gestürzt. Zu diesem Zeitpunkt drehten hier mehr als 50 Schlittschuhläufer ihre Runden, viele wurden unter den Trümmern begraben.

Bis zum späten Abend bargen die Helfer fünf Tote. Ein Rot-Kreuz-Helfer: "Vermutlich werden es noch mehr." Etwa 20 Verletzte konnten befreit werden.

"Bei dem Krach dachte ich zuerst, von unserem Dach wäre eine Lawine losgebrochen", sagt eine Anwohnerin. "Als das Sirenengeheul der Rettungsfahrzeuge nicht aufhörte, bin ich auf die Straße gelaufen. Zusammen mit einigen Nachbarn haben wir versucht, zu helfen."

Während viele Angehörige noch um ihre Liebsten bangten, sorgte eine weitere Nachricht für blankes Entsetzen: Unmittelbar vor dem Einsturz des Daches hatte der örtliche Eishockeyklub sein Jugendtraining in der Halle aus den 70er Jahren abgesagt - angeblich wegen Einsturzgefahr, doch das wurde später abgeschwächt. Man wollte den Schnee vom Dach freischaufeln, hieß es.

Jedenfalls bewahrte die Absage des Klubs rund 15 Kinder vor dem Unglück. Auf die quälende Frage, warum die Halle von der Stadt nicht sofort für das gesamte Publikum gesperrt wurde, gab es zunächst keine Antwort.

Die Überlebenschancen der Verschütteten sind gering. Für die Stützung und Hebung des Daches mußte das Eintreffen schwerer Bergekräne abgewartet werden, doch das winterliche Verkehrschaos auf den Straßen erschwerte deren Anfahrt. "Wir kommen an die Verschütteten noch nicht heran", erklärte eine Polizeisprecherin. "Die Zeit drängt, denn die Verunglückten liegen auf blankem Eis. Das kann niemand längere Zeit aushalten."

Wie konnte es zu dem Unglück kommen? Es hat zwar den ganzen Tag extrem geschneit in Bad Reichenhall, aber ein Dach in einer Wintersportregion müßte das doch aushalten. Landrat Georg Grabner: "Das ist für uns alle ein Rätsel. Es handelt sich nicht um eine baufällige Halle, es gab auch keine technisch erkennbaren Probleme. Die Schneelast wurde gemessen und geprüft."

Bauingenieur Dr. Diethelm Linse sagte in der ARD: "Die Halle ist rund 30 Jahre alt. Da ist möglicherweise ein Mangel im Laufe der Zeit entstanden. Im Gegensatz zum TÜV beim Auto gibt es in Deutschland keine regelmäßigen Untersuchungen für Gebäude."

ür die gesamte Berchtesgadener Region war es ein schwarzer Tag. Denn bei einer Lawine auf der Reiter Alm kamen auch zwei Skitouren-Geher ums Leben, ein weiterer wird noch vermißt.