LEIPZIG. Sie ist erst 21 Jahre alt und hat vier Kinder mit ihrem eigenen Bruder (28). Gestern verurteilte das Amtsgericht Leipzig Susan K. und Patrick S. wegen Inzests. Der Mann, der nach zwei früheren Verurteilungen schon in Haft sitzt, muß zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Seine Schwester, die zum ersten Mal verurteilt wurde, bleibt auf freiem Fuß, muß sich aber ein Jahr lang einem Betreuer unterstellen.

Das Geschwisterpaar hat einen Sohn und drei Töchter zwischen sieben Monaten und vier Jahren. Oberstaatsanwältin Claudia Laube: "Die Kinder werden irgendwann damit leben müssen, daß ihr Onkel ihr Vater ist." Zusammen aufgewachsen ist das Paar nicht: Der Mann wurde bei Adoptiveltern groß. Als er im Jahr 2000 nach seinen leiblichen Eltern forschte, lernten sich die Geschwister kennen - und lieben. Vor Gericht kam heraus: Die zierliche junge Frau fühlte sich von ihrem Bruder abhängig. Beide suchten eine emotionale Bindung nach schlimmen Kindheitserlebnissen. Das Gericht: So lasse sich erklären, warum Patrick S. trotz erster Verurteilung (2002) die Beziehung nicht abbrach. Seit drei Monaten hat Susan einen neuen Freund - der 49 Jahre alte Jürgen B. sagte vor Gericht: "So schnell gebe ich sie nicht wieder her. Wir wollen bald zusammenziehen." Patrick erfuhr es von seinem Anwalt. "Er nahm es sehr gefaßt auf", sagte der Jurist. Offen ist, ob das Urteil auch rechtskräftig wird: Die Verteidiger wollen vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. Begründung: Der Ý 173 des Strafgesetzbuches (Sex mit einem "leiblichen Abkömmling") sei ein "historisches Relikt".