Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hat am Mittwoch mit einem Versuch, eine Erklärung für die neunfache Kindstötung zu finden, Empörung ausgelöst. "Ich glaube, daß die von der SED erzwungene Proletarisierung eine der wesentlichen Ursachen ist für Verwahrlosung und Gewaltbereitschaft", sagte der CDU-Politiker dem Berliner "Tagesspiegel". Am heftigsten reagierte Sachsen-Anhalts FDP-Chefin Cornelia Pieper, die Schönbohms Rücktritt forderte: "Das ist völlig daneben und eine Diskriminierung von Ostdeutschen." Der Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) warnte seinen Minister vor zu einfachen Erklärungsmustern und verwies darauf, daß auch anderswo schlimme Verbrechen geschähen. Von einer "verbalen Entgleisung" sprach der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Eckhardt Rehberg. "Ich finde diese Äußerungen unerhört", empörte sich der Thüringer CDU-Generalsekretär Mike Mohring. Schönbohms Parteifreund, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU), sagte dem "Berliner Kurier": "Ich sehe keinen Grund, zwischen der Kollektivierung der Landwirtschaft und dem Umbringen eigener Kinder einen Zusammenhang zu finden."