Sydney. Während bei uns ein stolzer Adler das Nationalsymbol ist, gründen die Neuseeländer ihren gesamten Nationalstolz, ihren inoffiziellen Volksnamen und einen ansehnlichen Teil ihres Bruttosozialprodukts auf ein kleines, schlammbraunes Oval - genannt Kiwi. Da ist zwar auch der Vogel Kiwi, der eher da war. Aber die gleichnamige Frucht bringt nach dem Export von Lammfleisch das meiste Geld ins Land.

Jetzt wird die Kiwi hundert Jahre alt. 1904 kam sie als Chinesische Stachelbeere nach Neuseeland. Die schottische Lehrerin Mary Isabel Fraser hatte Samen mitgebracht. Auf den fruchtbaren Böden und im milden Klima der Bay of Plenty an Neuseelands Ostküste begannen experimentierfreudige Gärtner wie der deutsche Auswanderer Bruno Just, nach dem heute eine Kiwisorte benannt ist, mit der Kultivierung der Rebenpflanze aus dem Reich der Mitte. Anfang der 50er Jahre wurden die ersten Chinesischen Stachelbeeren nach London exportiert. Damals war alles Chinesische in Europa jedoch verdächtig, und so wurde die Frucht aus Imagegründen in Kiwi umgetauft. Heute exportieren die Kiwis, so nennen sich die Neuseeländer selber, jährlich 80 Millionen Kisten je 3,3 Kilo in alle Welt und verdienten damit im vergangenen Jahr umgerechnet 105 Millionen Euro. Leider hat vor einigen Jahren ein "Schlaumeier" die Pflanzen exportiert. Lange Jahre hatte man auf der Insel nämlich das Monopol für die Früchte. "Der wurde dafür von der Regierung auch noch mit dem Preis ,Exporteur des Jahres' ausgezeichnet", schimpft Cassandra Stuart von der Vermarktungskooperative Zespri.

Jetzt muß sich Neuseeland deshalb das Geschäft mit Ländern wie Italien, Chile und den USA teilen. Aber immerhin halten die Kiwis noch immer ein Drittel des Weltmarktes.