Mindestens drei Tote in Bayern. Klimaexperte: Unwetter nehmen zu.

München. Die Katastrophe erreichte die schwäbische Marktgemeinde Diedorf am frühen Morgen: Schwere Regenfälle brachen über den Ort herein und setzten Straßen, Keller und Tiefgaragen binnen Minuten unter Wasser. Für zwei Männer (48/56) wurde eine Tiefgarage zur Todesfalle. Der Wasserschwall kam plötzlich aus dem Gullydeckel. Eine Rentnerin (81) starb in ihrem Keller. Der Sohn, der seiner Mutter helfen wollten, konnte sich in letzter Minute in Sicherheit bringen, als die Wassermassen hereinbrachen. Eine 27-Jährige wurde am Freitag noch vermisst. Sie war in Eppishausen im Allgäu von einer Schlammlawine mitgerissen worden, als sie ihr Auto in Sicherheit bringen wollte. Vor allem in Schwaben schwollen kleine Bäche zu reißenden Flüssen an. Straßen wurden überflutet, Hunderte von Kellern standen unter Wasser. Der Verkehr brach zusammen. "Hier herrscht das absolute Chaos", klagte ein Polizeisprecher. In drei schwäbischen Landkreisen wurde Katastrophenalarm ausgelöst, Tausende Rettungskräfte sind im pausenlosen Einsatz. Auch in Franken, Oberbayern, der Oberpfalz und Hessen kam es zu heftigen Regenfällen, die die Kanalisation in kürzester Zeit überforderten. Nach Einschätzung der Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst war das Unwetter ein "extremes Ereignis". Damit sei nur etwa alle 10 bis 50 Jahre zu rechnen, sagte Diplom-Meteorologe Andreas Friedrich. Gleichzeitig warnte aber der Chef-Meteorologe der Münchener Rück, Gerhard Berz: "In Deutschland wird die Zahl der Unwetter zunehmen." Orkanböen, Sturmtiefs, sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen könnten künftig öfter auftreten. Gleichzeitig gebe es zeitweise größere Hitze- und Trockenperioden. "Generell ist mit stärkeren Extremen zu rechnen", prophezeite Berz. In Zukunft würden die Sommer zudem immer heißer und die Winter gleichzeitig schneeärmer werden. Seinen Berechnungen zufolge sind die Jahreszeiten in Deutschland schon heute milder als früher. So habe sich in den vergangenen 50 Jahren die Temperatur durchschnittlich um zwei bis fünf Grad Celsius erhöht.