Zeit ihres Wirkens für die zweite deutsche Diktatur hat sich Margot Honecker (77) um die Heranbildung des sozialistischen Nachwuchses gekümmert. Zunächst in Führungspositionen der Freien Deutschen Jugend (FDJ) tätig, ging sie 1954 - ein Jahr nach der Heirat mit Erich Honecker - ins Volksbildungsministerium, stieg 1958 zur Vize-Ministerin, 1963 sogar zur Ministerin auf.

Mit aller ideologischer Härte formte sie das DDR-Schulwesen zu einer sozialistischen Plattform der reinen Lehre um. In den Klassenzimmern ging es bald zackiger zu als bei der Armee. 1978 führte sie sogar Wehrunterricht mit praktischer Waffenausbildung für die Klassen neun und zehn ein. Auch in der Jugendhilfe/Heimerziehung setzte Margot Honecker Zeichen. Dazu gehörten neben der "Umerziehung" von Kindern, die den ideologischen Vorgaben des Regimes nicht genug Beachtung schenkten, auch die Zwangsadoption von Kindern, deren Eltern der Republikflucht oder Spionage verdächtigt wurden. Noch vier Monate vor dem Fall der Mauer rechtfertigte sie in einer fünfstündigen Rede auf einem Kongress die Erziehungsrichtlinien des SED-Regimes. Margot Honecker lebt seit 1992 bei ihrer Tochter in Chile. (han.)