Jubiläum: “Wetten, dass . . ?“ morgen zum 100. Mal mit Gottschalk. Warum er Schleichwerbung für notwendig hält.

Hamburg. 17 Jahr', blondes Haar - und ein rundes Jubiläum. Im September 1987 übernahm Thomas Gottschalk (53) das ZDF-Flaggschiff "Wetten, dass . . ?" und hält ihm - mit einer Unterbrechung - bis heute und laut Vertrag vorerst bis 2006 die Treue. Morgen moderiert Europas erfolgreichster Entertainer seine 100. Ausgabe.

39 Mal hatte der "Wetten, dass . . ?"-Erfinder Frank Elstner selbst vor der Kamera gestanden (1981-1987), bis Quotenkönig Gottschalk das Zepter in die Hand bekam; zwischendurch führte Wolfgang Lippert durch neun Sendungen (1992 und 1993). Ein Gottschalk-Nachfolger aber ist heute so fern wie nie zuvor.

Der 1,92 Meter große Blonde lockt allein in Deutschland durchschnittlich 15 Millionen Zuschauer (Marktanteil: um 50 Prozent) vor den Fernseher - und ist selber zur Erfolgsmarke geworden. Denn die Industrie, allen voran ein Bonner Gummibärchen-Produzent und die Post, können nicht auf den Showmaster verzichten. Umgekehrt sind auch Gottschalk und sein kleines Imperium auf die Unterstützung aus der Wirtschaft angewiesen: Jede Show kostet mindestens eine Million Euro.

"In meinem Geschäft hangelt man sich von Sendung zu Sendung", sagt Gottschalk mit etwas Tiefstapelei. "2006 ist für mich genauso weit weg wie 2010. Aber ich wage mal die mutige Prognose, dass ich länger durchhalten werde als Bundeskanzler Schröder." Seine Bildschirmpräsenz wird der Franke mit Villa am Ammersee und Wahl-Wohnsitz in Malibu (Kalifornien) sogar verschärfen. Eine neue "Dokusoap", in der er bei Familien wohnt und zusätzliche Shows stehen an. "Für die große Resonanz habe ich ,Wetten, dass . .?' als Standbein", weiß er. "Mit dem Tanzbein habe ich immer wieder gezuckt, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. An einen richtigen Flop kann ich mich nicht erinnern . . ."

Prügel hat er immer wieder einstecken müssen. Entweder wegen seiner Wetten und so mancher Mogelei, oder zuletzt, als die Kritik an allzu auffälligen Sponsorenauftritten schärfer wurde.

Schleichwerbung zur besten Sendezeit - muss das sein? Gottschalk selbstbewusst: "Lieber arbeite ich mit Sponsoren zusammen, die uns die Kriegskasse füllen, als in Schönheit zu sterben." Und: "Ich bin Mitarbeiter des ZDF und halte hoch, was die mir in die Hand geben. Früher waren das dauernd Wohltätigkeits-CDs, heute mal ein Handy, und mal fährt ein Auto durchs Bild."

Fest steht: Die Sendung hat Kultcharakter, egal ob der Chef in Form ist oder nicht. "Natürlich wäre mein Lieblingsargument, dass der Erfolg an mir liegt, aber es ist mir völlig klar, dass diese Mischung aus traditionellen Unterhaltungselementen, Superstars und mehr oder weniger verrückten Wetten ein einmaliger Glücksfall ist." Trotz der erfolglosen Abstecher zu RTL und Sat.1 in früheren Jahren glaubt er an seine Verschleißfreiheit: "Ich habe den Erschöpfungszustand noch nicht erreicht. Wenn er sich einstellt, bin ich ganz weg. Noch habe ich keinen kreativen Notstand", sagt er mit Blick auf Lästermaul Harald Schmidt, der zurzeit eine "kreative Pause" macht.

Über die Konkurrenz neuer Shows macht sich ein Gottschalk wenig Gedanken, ob Dschungelshow oder "Superstars". "Meistens geht diesen Events nach den ersten 100 Metern die Puste aus, wir aber machen Marathon."

Morgen in Basel dabei: Startenor Jose Carreras, die Sängerinnen Norah Jones und Anastacia sowie Popstar George Michael, Moderator Günther Jauch, das "Derrick"-Duo Horst Tappert und Fritz Wepper sowie "Kaiser" Franz Beckenbauer. (dpa/HA)