Den Haag. Freud und Leid liegen derzeit bei der niederländischen Königsfamilie nah beieinander. In die Trauer um den Tod der "Mutter des Vaterlands", Ex-Königin Juliana, stahl sich ein Lichtblick neuen Lebens. Nur Stunden nach der traurigen Nachricht kam die Mitteilung, dass erneut ein Oranier geboren wurde. Claus-Casimir, Sohn von Prinz Constantijn (34) und Prinzessin Laurentien (37), hat Königin Beatrix (66) jetzt zur dreifachen Großmutter gemacht. So richtig freuen kann sich die Königin über den Nachwuchs im Hause der Oranier allerdings nicht. Zu tief ist die Trauer um ihre Mutter.

Juliana, eine "Monarchin zum Anfassen", hat in den 32 Jahren ihrer Regentschaft die Beziehung zwischen der Bevölkerung und der Krone reformiert und damit große Popularität gewonnen. Sie schaffte den Hofknicks ab und verzichtete auf die formelle Anrede "Majestät" ebenso wie auf vieles andere, was Abstand schuf. Im hohen Alter ging sie aber dann selbst auf Distanz - wegen zunehmender geistiger Verwirrung. Am Sonnabend starb die Ex-Königin sechs Wochen vor ihrem 95. Geburtstag an einer Lungenentzündung.

Ihre vier Töchter aus der Ehe mit dem aus Deutschland stammenden Prinzen Bernhard zur Lippe-Biesterfeld wurden großzügig und frei erzogen. Ihre Älteste, Beatrix, folgte ihr 1980 auf den Thron. Bis dahin war Juliana "für Millionen biederer und frommer Landsleute das richtige Erscheinungsbild einer Regentin", so eine Zeitung.

Ihre Regentschaft, die sie 1948 als Nachfolgerin ihrer Mutter Wilhelmina angetreten hatte, war nicht immer leicht. Als im Februar 1953 die schwere Sturmflut einen Teil der Niederlande verwüstet hatte, stapfte sie in Gummistiefeln durch Matsch und Wasser, um ihren Landsleuten Mut zuzusprechen. Eine schwere Ehekrise überschattete die 50er-Jahre. 1976 erschütterte der Lockheed-Bestechungsskandal den Hof.

"Sie wäre am liebsten Sozialarbeiterin geworden, wenn sie nicht Königin gewesen wäre", erinnerte Ministerpräsident Jan Peter Balkenende in seinem Nachruf. "Ihr ging es vor allem um das Wohlergehen von Menschen, die zu kurz gekommen waren."