Die Besatzung des am Morgen gekaperten US-Frachters hat sich selbst geholfen: Nur Stunden nach der Entführung ihres Schiffes gelang es der Crew, die Oberhand zurückzugewinnen.

Nairobi. Einer der vier Seeräuber befinde sich in der Hand der Crew, die drei anderen hätten versucht zu flüchten, meldete der US-Nachrichtensender CNN unter Berufung auf einen Beamten des Verteidigungsministeriums.

Die Entführung des 155 Meter langen US-Containerschiffes "Maersk Alabama" war die sechste Tat von Piraten innerhalb einer Woche vor der somalischen Küste - ungeachtet aller Sicherheitsvorkehrungen und Patrouillen internationaler Marineeinheiten. Der Vorfall habe sich 400 Meilen vor der Küste der somalischen Hauptstadt Mogadischu ereignet.

Ein Sprecher der 5. Flotte der US-Marine in Bahrain sagte, das Schiff sei um 07.30 Uhr angegriffen worden. Die Piraten hätten es nach dem Überfall an die Küste von Eyl in Somalia manövriert. Eyl gilt als Hochburg der Piraten. Hier liegen mehrere gekaperte Schiffe vor Anker. Der am frühen Mittwochmorgen von seiner Europa-Reise in die USA zurückgekehrte US-Präsident Barack Obama hatte die Entwicklung um das gekaperte Schiff intensiv verfolgt, sagte sein Sprecher Robert Gibbs.

Die "Maersk Alabama" ist ein 17 000-Tonnen-Schiff. Es gehört der weltgrößten Containerschiff-Reederei Maersk. Nach Reederei-Angaben hatte der Frachter 400 Hilfs-Container mit Nahrungsmitteln an Bord, unter anderem für das World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen. Das Schiff war im Liniendienst auf dem Weg in den kenianischen Hafen Mombasa. Einzelheiten wollte das Unternehmen nicht mitteilen.

Im Februar hatten Piraten den Schlepper Svitzer Korsakov der Maersk-Tochter Svitzer gekapert und nach mehr als einem Monat gegen Zahlung eines Lösegeldes freigegeben. Zuvor waren mehrmals Containerschiffe und Tanker der Reederei attackiert worden, sie konnten aber entkommen. Wegen der Häufigkeit der Angriffe im Golf von Aden hatte Maersk Anfang des Jahres bekanntgegeben, dass alle Tanker bis auf weiteres Kurs um die Südspitze Afrikas statt durch den Suez- Kanal sowie den Golf von Aden nehmen sollen.

Weiter ungewiss war das Schicksal der fünf deutschen Seeleute auf dem in Hamburg registrierten Containerschiff "Hansa Stavanger". Piraten hatten das Schiff am vergangenen Samstag im Indischen Ozean, etwa 400 Seemeilen vor Somalia, in ihre Gewalt gebracht. Insgesamt befinden sich 24 Seeleute aus mehreren Nationen an Bord.

In der Hand somalischer Piraten befindet sich ferner ein französisches Paar mit einem dreijährigen Kind. Die Familie sei mit ihrer Segeljacht "Tanit" auf dem Weg nach Sansibar den Seeräubern in die Hände gefallen, berichtete das französische Fernsehen. An Bord befand sich nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Ecoterra offenbar auch ein unterwegs zugestiegenes weiteres Paar. Am vergangenen Montag wurden außerdem ein britisches und ein taiwanesisches Schiff vor der somalischen Küste entführt.

Unterdessen lief die Fregatte "Rheinland-Pfalz" mit sieben somalischen Piraten an Bord im Hafen der kenianischen Stadt Mombasa ein. Das teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam mit. Das Kieler Amtsgericht hatte kurz zuvor Haftbefehl gegen die somalischen Piraten erlassen.