Die Regel für ein harmonisches Zusammenleben unter Schimpansen ist anscheinend sehr eindeutig: Gibst du mir Fleisch, bekommst du Sex. Forscher fanden heraus, dass Schimpansen, die ihre Nahrung mit weiblichen Artgenossinnen teilen, doppelt soviel Sex haben. Geizige Männchen gehen leer aus.

Leipzig/San Francisco. Wie bekommt ein Schimpanse Zuneigung der weiblichen Artgenossinnen? Indem er sein Fleisch mit ihnen teilt. Primatenforscher vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben herausgefunden, dass die Schimpansen ganz einfach tauschen: Fleisch gegen Sex.

Die Autoren des im Fachjournal "PloS ONE" veröffentlichten Text, Cristina M. Gomez und Christophe Boesch, beobachteten im Tai-Nationalpark an der Elfenbeinküste Schimpansen. "Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass frei lebende Schimpansen Fleisch gegen Sex tauschen, auch über einen längeren Zeitraum", sagte Gomes. Männchen, die nie von ihrer Beute abgaben, gingen leer aus.

Schimpansen-Männer, die ihr Fleisch mit Schimpansinnen teilten, verdoppelten ihren Paarungserfolg. "Weibchen, denen es schwer fällt, selbst zu jagen, können ihre Kalorienaufnahme erhöhen, ohne sich dem hohen Energieverbrauch und Verletzungsrisiko einer Jagd aussetzen zu müssen", schreibt Gomes, die 3000 Stunden lang eine ganze Schimpansengruppe beobachtete und dabei 90 erfolgreiche "Beute-gegen-Sex-Tauschgeschäfte" registrierte. "Es gibt mehr und mehr Hinweise darauf, dass Schimpansen auch Vergangenheit und Zukunft in ihr Denken einschließen und dass dies ihr Verhalten in der Gegenwart bestimmt", sagte Boesch.

Die Ergebnisse der Studie werden den Forschern zufolge einen Einfluss auf das haben, was wir heute über die Beziehungen zwischen Männern und Frauen wissen. Nun muss herausgefunden werden, ob es auch in noch existierenden menschlichen Jäger- und Sammlergesellschaften einen Zusammenhang zwischen Ernährungsvorteil und Fortpflanzungserfolg gibt.

Schottische Forscher hatten im westafrikanischen Guinea bereits beobachtet, dass wildlebende Schimpansen-Männchen begehrte Früchte von Feldern oder aus Gärten stibitzten, um ihrer Herzensdame mit diesem Geschenk zu imponieren. Daraufhin pflanzten sie sich zeitweise sogar erfolgreicher fort als das Alpha-Männchen der beobachteten Gruppe, wie Forscher um Kimberley Hockings von der Universität Stirling ebenfalls in "PLoS ONE" berichtet hatten. Wagemutiges Verhalten sei offenbar ein von den Weibchen hochgeschätzter Charakterzug und der Besitz begehrter Früchte wie zum Beispiel Papayas verstärke die Attraktivität des jeweiligen Männchens noch zusätzlich.