Erst wenige Tage alt, zusammen rund 5 Kilo schwer und schon einen ganzen Haufen Probleme: In der zentralchinesischen Stadt Loudi kamen siamesische Zwillingsschwestern zur Welt.

Loudi/Hunan. Sie sind während der Entwicklung im Mutterleib und nach der Geburt körperlich miteinander verbunden "zusammengewachsen". Die Chance für diese Fehlentwicklung, auch Doppelfehlbildung genannt, liegt zwischen 1:60 000 und 1:200 000. Allerdings versterben drei von zehn siamesischen Zwillingen, so dass etwa ein siamesisches Paar auf eine Million Lebendgeburten kommt. Die beiden chinesischen Schwestern sind zum Glück wohlauf, Probleme gibt es trotzdem: Das örtliche Krankenhaus ist mit einer Trennung der beiden überfordert, nun suchen die Eltern nach Spezialisten in einem größeren Krankenhaus.

Eine Trennung von siamesischen Zwillingen ist möglich, wenn beide jeweils alle lebensnotwendigen Organe besitzen und die Stoffwechselprozesse nicht zu kompliziert verflochten sind gemeinsame Blutbahnen oder ähnliches erschweren eine Trennung ungemein und machen sie in den meisten Fällen unmöglich. Es kann vorkommen, dass sich ein Zwillingspaar beispielweise eine Lunge und ein Herz teilt. In den meisten Fällen äußert sich die Doppelfehlbildung jedoch durch das Verwachsen von äußerem Gewebe, wie bei den beiden in Loudi geborenen Schwestern. In solchen Fällen können nach einer Trennung beide Körper eigenständig funktionieren.

Erstmals erwähnt wurden körperlich verbundene Zwillinge Anfang des 12. Jahrhunderts in der Legende der "Biddenden Maids", welche von den zusammengewachsenen Schwestern Mary und Eliza Chulkhurst aus Biddenden , England, berichtet. Die Bezeichnung "Siamesische Zwillinge" entstand allerdings wesentlich später: Erst das berühmte thailändische Zwillingspaar Chang und Eng Bunker (1811 bis 1874) sorgte für die Verbreitung des Ausdrucks. Thailand hieß damals Siam, und als die "Siamesische Zwillinge" wurden die Geschwister Bunker als Jahrmarktsattraktion bekannt. Die Brüder heirateten übrigens die Schwestern Adelaide und Sarah Yates und zeugten mit ihnen insgesamt 18 Kinder.