Kassel. Die Polizei rückte mit zwei Leichenspürhunden auf dem Hofgut Wüstefeld in Rotenburg an der Fulda an. In dem alten 30-Zimmer-Gutshaus soll Computer-Fachmann Armin M. (41) den Berliner Diplom-Ingenieur Bernd Jürgen B. (42) vor laufender Videokamera getötet und teilweise gegessen haben.

Er selbst legte ein Geständnis ab, sitzt wegen "Mordes aus Mordlust" in Untersuchungshaft. Ob Armin M. noch mehr Opfer auf dem Gewissen hat, ist unklar. Die Polizeihunde "Ivo" und "Debbie" schlugen beim Einsatz am Freitag nicht an. Zuvor hatte ein Leichenwagen die Reste des Opfers abgeholt, die in der Tiefkühltruhe gelagert waren. Die Polizei richtete eine Sonderkommission "Chat" ein, weil alle Spuren ins Internet führen. Dort hatte der "Menschenfresser" Anzeigen geschaltet: "Suche jungen gut gebauten 18- bis 30-Jährigen zum Schlachten!" Die dunkle Seite des World Wide Web (www).

Mit dem Kannibalismus-Fall wurde eine Szene ans Tageslicht gezerrt, die in der Anonymität des Internets wuchert. Es sind nicht nur die Täter, die in den Foren und Chat-Räumen kommunizieren. Auch die potentiellen Opfer suchen hier nach einem "Extremmetzger", wie es im Szene-Jargon heißt.

"Der größte Teil dieser unfassbaren Angebote sind nur eine Form von verbal ausgelebter Obsession", sagt der Düsseldorfer Serientäter-Forscher Stephan Harbort. Aber bei Bernd Jürgen B., dem Opfer von Armin M., war das anders. Der Computer-Freak arbeitete bei Siemens in Berlin, führte nach außen ein ganz normales Leben. Bis er in die Sado-Maso-Szene eintauchte. Stricher Alex (28) aus Berlin erzählt: "Ich kannte Bernd seit 1995. Er hatte mich am Zoo angesprochen, wollte Sex - und vor allem Gewalt. Ich musste ihn überall beißen. Zuletzt wurde es immer schlimmer. Als er mir ein Messer in die Hand drückte und schrie: ,Schneid mir was ab', bin ich geflüchtet. Ich sah ihn nie wieder."

Vor sechs Monaten schrieb Bernd Jürgen B. in einem Internet-Forum: "Ich biete an, mich von Euch bei lebendigem Leib verspeisen zu lassen . . .