Stephen Baldwin verklagt Costner. Der Star soll ihn bei einem Öl-Geschäft geprellt haben. Costner: “Ich habe ihn nie etwas tun sehen.“

Washington. Der eine ist eine Leinwandgröße, überzeugte als Regisseur und brachte Oscar-Trophäen nach Hause. Der andere ist ebenfalls Hollywoodschauspieler, aber der Durchbruch blieb ihm versagt. Bekannt ist er vor allem als jüngerer Bruder eines Stars der Traumfabrik.

Kevin Costner, 57 ("Der mit dem Wolf tanzt"), der Erfolgreiche, und Stephen Baldwin, 46 ("Die üblichen Verdächtigen"), der immer an Alec Baldwin, 53 ("30 Rock"), gemessen wird, wurden Freunde, versuchten sich als Geschäftsleute und streiten jetzt vor einem Gericht in New Orleans um Millionen Dollar. Stephen Baldwin beschuldigt Costner, ihn aus einer gemeinsamen Firma gedrängt zu haben - zu einem Zeitpunkt, als der Partner bereits klammheimlich ein Mega-Geschäft mit dem Ölriesen BP unter Dach und Fach gebracht hatte. Der Fall hat zweifellos Drehbuchformat, spielt er doch vor dem Hintergrund der Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" im April 2010 und der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko. Aus der Macondo-Ölquelle sprudelte rund einen Kilometer unter der Meeresoberfläche monatelang das Öl. Die verantwortlichen Manager des Konzerns BP suchten händeringend nach Wegen, um das Loch zu stopfen und die massiven Verschmutzungen zu reinigen.

An dieser Stelle betritt Kevin Costner die Szenerie. Der studierte Marketingfachmann hatte 1995 die Firma Ocean Therapy Solutions gekauft, die Zentrifugen zur Trennung von Wasser und Öl entwickeln und auf den Markt bringen wollte. Costner gewann seinen Kumpel Baldwin als weiteren Investor für das Start-up-Unternehmen.

Jetzt, angesichts der Ölkatastrophe, schlug die Stunde von Ocean Therapy Solutions. Costner reiste nach New Orleans und warb bei den BP-Verantwortlichen erfolgreich für seine Zentrifugen. Im Juni 2010 wurde ein 50-Millionen-Dollar-Deal vereinbart. Just zu diesem Zeitpunkt hatten Baldwin und ein weiterer Geschäftspartner, Spyridon Contogouris, ihre Firmenanteile an Costner und Patrick Smith, den vierten Eigner, verkauft. Baldwin und Contogouris erzielten dafür 1,4 Millionen bzw. 500 000 Dollar.

Costner und Smith hätten sie gedrängt, ihre Anteile zu verkaufen, behauptet Kläger Baldwin in dem Prozess, der vor einer Woche begann und bis Freitag angesetzt ist. Doch Costner habe ihnen verschwiegen, dass er bei einem Dinner in dessen Villa mit BP-Bossen, zu dem Baldwin und Contogouris nicht eingeladen waren, bereits das lukrative Geschäft vereinbart habe. Die Lieferung von zunächst sechs und später 32 Zentrifugen sei dort besiegelt worden, sagen Baldwins Anwälte. 18 Millionen Dollar leistete BP als Anzahlung, insgesamt flossen 50,2 Millionen Dollar in die Kassen von Ocean Therapy Solutions.

Costner weist die Vorwürfe zurück. Baldwin und Contogouris hätten ihre Unternehmensanteile aus freiem Willen verkauft zu einem Zeitpunkt, alsdie Vereinbarung mit BP noch gar nicht sicher gewesen sei, versichert er. Im Gerichtssaal gönnen sich Costner und Baldwin zumeist nicht einmal einen Blick. Am Donnerstag allerdings verlor ein unsicherer Costner die Nerven, als er Baldwin rhetorisch attackierte.

"Findest du das lustig?", fragte Costner in Richtung der Klägerbank. Unmittelbar zuvor hatte der Filmstar dargelegt, er habe quasi im Alleingang die Zentrifugen-Firma aufgebaut. "Kevin und seine verrückte Maschine", das sei das Image gewesen, gegen das er ankämpfen musste. Baldwin warf dem Ex-Partner an dieser Stelle der Aussage einen amüsierten Blick zu. Daraufhin wandte sich Costner an Baldwin und stellte in scharfem Ton die oben erwähnte Frage. Baldwins Anwalt konterte: "Reden Sie mit mir?" Daraufhin forderte Richter Martin Feldman Costner auf, keine Fragen an die Klägerseite zu richten. Zuvor hatte Costner ein sehr negatives Bild gezeichnet vom einstigen Freund. Baldwin, der wohl auch wegen arg schleppender Aufträge als Schauspieler im Jahr 2009 mit der Abzahlung der Hypothek für seine Villa nicht nachkam und persönliche Insolvenz anmelden musste, habe wenig Engagement an den Tag gelegt. "Ich habe ihn nie irgendetwas tun sehen", so Costner über Stephen Baldwin.

Er, Costner, habe hingegen keinen persönlichen Profit im Sinn gehabt, als er die Zentrifugen-Firma gründete. Er sei vielmehr überzeugt gewesen, dass man Technologien zum Schutz des Meereswassers entwickeln müsse. Bevor es zum Abschluss mit BP kam, habe er 20 Millionen Dollar in das Unternehmen investiert. Und als es zu der Katastrophe im Golf von Mexiko kam, sei er nicht dorthin gereist, weil er ein Geschäft machen, sondern weil er der Region helfen wollte.

Der Vorstandschef der gemeinsamen Firma, John Houghtaling, habe laut Costner kurz vor dem Abschluss mit BP Baldwin wie Contogouris ausdrücklich gebeten, ihre Anteile nicht zu verkaufen. Während die beiden aussteigen wollten, hätten Smith und Houghtaling Geld nachgeschossen, um notwendige, zum Teil erfolglose Testläufe der Zentrifugen durchführen zu können. Bei dem bewussten Dinner habe es noch keine Einigung mit BP gegeben. Die sei erst später zustande gekommen, nach dem Ausstieg von Baldwin und Contogouris.

In dieser Woche wird nun Baldwin seine Sicht der Dinge vertiefen. Er verlangt von Costner 3,5 Millionen Dollar, und er muss die Richter überzeugen, damit er recht bekommt. Stephen Baldwin, die notorische B-Besetzung aus Hollywood, spielt erstmals eine Rolle, die ihm keinen Oscar, aber eine wirklich dicke Kasse einbringen kann.