550 Polizisten und Spezialeinheiten filzen Rockerwohnungen in der Hauptstadt. Ermittlungen wegen Geheimnisverrats durch Berliner Beamte.

Berlin. Mit dem Verbot der Hells Angels City hat die Berliner Polizei zum Schlag gegen die gewalttätige Rockerszene ausgeholt. Etwa 550 Polizisten aus Berlin und Spezialeinsatzkommandos aus anderen Bundesländern durchsuchten am frühen Mittwochmorgen Vereinslokale und etwa 30 Rocker-Wohnungen in der Hauptstadt. Bis zum Vormittag seien Mobiliar, zahlreiche Messer und acht Motorräder beschlagnahmt worden, sagte ein Polizeisprecher. Sämtliche Motorräder, die auf dem Gelände standen, seien als Vereinsvermögen gewertet und deshalb mitgenommen worden. Die Aktion verlaufe ohne Störungen und dauere weiter an.

Zuvor hatte Innensenator Frank Henkel (CDU) die Hells Angels Berlin City verboten. Die Verbotsverfügung sei einigen Mitgliedern bei einer Durchsuchung des Vereinslokal in der Residenzstraße in Reinickendorf ausgehändigt worden.

Eigentlich war der Einsatz nach Darstellung der Polizei für Mittwochvormittag geplant. Die Aktion wurde aber vorgezogen, nachdem Informationen möglicherweise aus Polizeikreisen durchgesickert waren. Geprüft wird jetzt intern, wer dafür verantwortlich sein könnte, sagte ein Polizeisprecher. "Wir haben Ermittlungen gegen Unbekannt eingeleitet.“ Es gebe aber noch keine Anhaltspunkte.

In der Vergangenheit hatte es auch in anderen Städten immer wieder solche Pannen gegeben. Ermittelt wird dann wegen des Verrats von Dienstgeheimnissen und der Strafvereitelung im Amt.

Rocker waren auf Verbote vorbereitet

Die Berliner Rocker waren anscheinend auf den Schlag der Polizei vorbereitet. Am Montag war eine Gruppe der Bandidos zu den sonst verfeindeten Hells Angels nach Potsdam übergelaufen. Auch die Berliner Gruppe "South Central“ schloss sich an. Spekuliert wird, dass sie vom anstehenden Vereinsverbot wussten und durch den Wechsel Eigentum und Motorräder sichern wollten.

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Später wurde bekannt, dass sich auch bei den Hells Angels führende Gruppen auflösen wollten oder bereits aufgelöst haben. In der Vergangenheit waren Rocker-Gruppen immer wieder übergewechselt, in der Folge kam es zu weiteren gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Zuletzt hatte es auch in Norddeutschland großangelegte Aktionen gegen Rocker gegeben. Rund 1200 Beamte durchsuchten in Kiel, Hannover und Hamburg Bordelle, Kneipen und Wohnungen. In der Nähe von Bottrop in Nordrhein-Westfalen war am Dienstag ein Mitglied der mit den Hells Angels konkurrierenden Bandidos erschossen worden.

Mit Material von dpa