Der Astronaut Thomas Reiter hat den Mond im Blick. Er ist seit kurzem Direktor für bemannte Raumfahrt der Weltraumorganisation ESA.

Darmstadt. Der Chef der europäischen Astronauten, Thomas Reiter, macht sich für einen weiteren Flug zum Mond stark. Er könne sich eine Mission mit Astronauten im nächsten Jahrzehnt vorstellen, sagte der Direktor für bemannte Raumfahrt der Europäischen Weltraumorganisation ESA am Mittwoch. Es gebe eine Vielzahl von Gründen, zum 380.000 Kilometer entfernten Mond zu fliegen. „Der Mond ist für Wissenschaftler wie ein Geschichtsbuch der Erde“, erklärte der 53-Jährige am Satelliten- und Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt. Ein solches Unternehmen sei aber wegen der Finanzierung eine politische Entscheidung.

Ein Flug zum Mond würde auch Erkenntnisse liefern, die für weiter von der Erde weg liegende Ziele nützlich sein könnten. Im Falle einer Mission würde er gerne einen Europäer an Bord sehen, sagte Reiter. „Ich würde mich freuen, wenn von unserer Astronautengruppe jemand dabei wäre.“ Bemannte Mond-Expeditionen haben bisher nur die Amerikaner unternommen.

Reiter hat Mitte April in Darmstadt seine neue Aufgabe als einer von elf ESA-Direktoren begonnen. Er ist Chef von 1000 Mitarbeitern und verantwortet auch die Ausbildung der europäischen Astronauten. Reiter zählt zu den bekanntesten Raumfahrern. Er hatte jeweils knapp ein halbes Jahr auf der russischen Raumstation „Mir“ (1995) und an Bord der Internationalen Raumstation ISS (2006) verbracht. „Ich würde jederzeit wieder hochfliegen“, sagte er. Es sei ein großer Reiz, „diese unendliche Weite zu erkunden“.

Auch den Gefahren durch Weltraumschrott will Reiter Beachtung schenken. „Wenn Meteoriten auf die Erde einschlagen, kann das schlimme Folgen haben.“ Auch Satelliten für die Wetterbeobachtung oder die Kommunikation seien gefährdet. Hier müssten „die Europäer auf eigene Füße kommen“, sagte Reiter. Bisher sei man bei der Gefahrenabwehr auch auf US-Daten angewiesen. „Übers Jahr gerechnet müssen wir mehrere Ausweichmanöver fliegen.“ Mit diesem Thema müssten sich die Raumfahrtagenturen weltweit beschäftigen.