Seit Monaten kursieren in Spanien Gerüchte, dass König Juan Carlos ernsthaft krank sein könnte. Das Königshaus weist das sber energisch zurück.

Madrid. Sein Gang ist schleppend, sein Blick wirkt müde. Was hat Juan Carlos? Viele Spanier machen sich Sorgen um die Gesundheit ihres Königs. Der bis vor kurzem noch sportliche und dynamische Monarch sieht aus, als wäre er in wenigen Jahren merklich gealtert. Der 73-Jährige scheint auch nicht mehr so oft zu Scherzen aufgelegt zu sein wie früher. Vor ziemlich genau einem Jahr hatten die Ärzte dem König einen Tumor aus der Lunge entfernt. Die Mediziner befürchteten damals, Juan Carlos könnte an Lungenkrebs leiden. Aber nach der Analyse des entfernten Gewebeknotens gaben sie Entwarnung und schlossen eine Krebserkrankung definitiv aus.

Der König verzichtete fortan auf seine geliebten Havanna-Zigarren. Aber seit der Operation rissen in Spanien die Spekulationen über eine mögliche ernsthafte Krankheit des Monarchen nicht ab. Die Gerüchte erhielten in letzter Zeit neuen Auftrieb. Am Ostersonntag blieb Juan Carlos erstmals der traditionellen Messe in der Kathedrale von Palma de Mallorca fern. Aus dem Palast verlautete, der König habe sich auf einen Besuch des Emirs von Katar vorbereiten wollen. Diese offizielle Begründung konnte aber viele Spanier nicht überzeugen.

Wenige Tage später trat Juan Carlos bei der feierlichen Überreichung des Cervantes-Preises an die Schriftstellerin Ana María Matute zum ersten Mal in der Öffentlichkeit mit einem Gehstock auf. Bei anderen Gelegenheiten hatte er Ringe unter den Augen oder rote Flecken im Gesicht. Zuletzt trug er einen gräulichen Bart, der ihn blass und ungepflegt erscheinen ließ.

Das Königshaus weist alle Spekulationen über eine angebliche Erkrankung des Monarchen zurück. Die Gehbeschwerden gingen auf Hüft- und Knie-Verletzungen zurück, die der sportbegeisterte König sich in den 80er und 90er Jahren unter anderem beim Skifahren zugezogen habe, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur Europa Press. Die Hautflecken hätten sich infolge von Sonneneinstrahlung gebildet. Die Zeitung „El Mundo“ fragte medizinische Experten danach, was sie von der offiziellen Version hielten und bekam als Antwort: „Irgendetwas muss er (der König) haben.“

Das Königshaus weist dagegen darauf hin, dass die Ärzte dem Monarchen bei der letzten Routine-Untersuchung eine ausgezeichnete Gesundheit bescheinigt hätten. Dies hatten die Mediziner allerdings auch Ende April 2010 getan. Und keine zwei Wochen später entfernten sie dem Staatsoberhaupt einen Tumor aus der Lunge. Seit seiner Operation absolviert Juan Carlos ein normales Arbeitspensum und besuchte unter anderem mehrere Golf-Staaten, Argentinien, Russland, Deutschland und Marokko. Für diesen Donnerstag und Freitag steht ein Staatsbesuch in der Schweiz auf dem Programm.

Schon seit Jahren lässt Juan Carlos sich bei offiziellen Terminen gelegentlich von Kronprinz Felipe vertreten. Dies deutet allerdings in keiner Weise darauf hin, dass der König daran denken könnte, zugunsten seines Sohnes abzudanken. Zur Haltung des Monarchen in der Frage der Thronfolge stellte Königin Sofía in einem Gespräch mit der Biografin Pilar Urbano unmissverständlich klar:“Abdanken? Niemals! Der König wird nie abdanken. ... Einen König kann allein der Tod in Pension schicken.“