Mit links und rechts ist das so eine Sache. Wie schnell da schon mal die Orientierung verloren gehen kann, erlebt das Wahlvolk gerade im Koalitionspoker zwischen Landtags- und Bundestagswahlen. Aber es gibt Schlimmeres: Sie wollen in Ihr Auto steigen, und über Nacht ist rechts nicht mehr die Seite, auf der Sie fahren dürfen!

Genau das ist gerade auf der anderen Seite der Welt geschehen, im pazifischen Inselparadies Samoa, 13 Zeitstunden hinter Deutschland zurück. Premierminister Tuila'epa Sailele Malielegaoi verordnete seinen 180 000 Untertanen einen Kulturschock und ließ die (Straßen-)Seiten wechseln. 20 000 Autos mussten von rechts nach links, vom Erbe der deutschen Kolonialzeit zwischen 1889 und 1914 zum britischen Lebensstil der beiden großen "Nachbarn" Australien und Neuseeland. Sirenen und Glocken läuteten den Wechsel ein. Das alles nur, damit die Samoaner mehr günstige (rechts gelenkte) Autos aus Australien, Neuseeland und Japan importieren können.

Seit mehr als 35 Jahren hatte es auf den Straßen der Welt keinen Wechsel gegeben. Zuletzt war Ghana auf den rechten Weg umgeschwenkt, 1967 hatte Schweden den Rechtsruck vollzogen. 58 Staaten mit gut einem Drittel der Weltbevölkerung gehören aktuell zur Links-Fraktion, darunter Schwergewichte wie Indien, Südafrika und Japan.

Auf Samoa entscheiden sich die Autofahrer ohnehin nur ungern für eine Seite. Wenn sie nicht gerade Schweinen, Hühnern, Hunden und Pferden ausweichen müssen, heißt es, fahren sie am liebsten in der Mitte. Für alle Fälle wurde in einem Stadion eine Teststrecke gebaut. Damit die Samoaner es jetzt mit links schaffen, gönnte ihnen die Regierung zwei Feiertage zur Umstellung. Eine gute Idee! Vielleicht sollten wir uns auch an neue Steuergesetze mit ein paar freien Tagen gewöhnen.

Die Insulaner jedenfalls reagierten unterschiedlich. Militante Kritiker übermalten Richtungspfeile auf der Straße. Gläubige Untertanen beteten in den Kirchen um höheren Beistand: Weg mit den Geisterfahrern! Regierungschef Tuila'epa Sailele Malielegaoi lässt seine Gegner links liegen. Er sei schon mal in England gefahren und habe problemlos die Seite gewechselt. Hierzulande hätte das Motto "Links müsst ihr fahren" in diesen politischen Zeiten eher keine Chance. Was Rechtsfahrern in der linken Szene blüht, zeigte zuletzt Stadtneurotiker Woody Allen in seinem Film "Scoop", in dem der New Yorker verängstigt einen Kleinwagen über englische Landstraßen lenkt - und verunglückt.