Die Deutschen werfen jedes Jahr Nahrung im Wert von 25 Milliarden Euro weg

Düsseldorf. Die Zahl ist alarmierend: Die Deutschen werfen jedes Jahr Lebensmittel im Wert von 25 Milliarden Euro auf den Müll. Bei uns, aber auch im restlichen Europa werden in den Haushalten 20 Prozent der eingekauften Produkte einfach weggeworfen. Allein in Deutschland sind das 6,6 Millionen Tonnen Nahrungsabfälle jedes Jahr, mahnt die europaweite Initiative Save Food mit Sitz in Düsseldorf in ihrer neuen Studie. Befragt wurden Menschen in Deutschland, Frankreich, Spanien, Schweden, Belgien, Russland und Österreich. Ein Teil von ihnen führte Tagebuch über das Konsumverhalten.

In den USA wandern sogar bis zu 50 Prozent aller Nahrungsmittel in den Abfall, sagt Tristram Stuart von der britischen Universität Cambridge, der schon seit Jahren die Verschwendung von Lebensmitteln öffentlich anprangert. "Gleichzeitig leiden fast eine Milliarde Menschen auf der Welt an Hunger. Mit dem, was die reichen Länder wegwerfen, könnten diese Hungernden mehr als vierfach ernährt werden", kritisiert Stuart.

Dabei hätte noch ein Großteil der Produkte verzehrt werden können, wenn Verbraucher beim Einkauf und bei der Zubereitung besser planen und die Lebensmittel richtig aufbewahrt würden, meint Save-Food-Sprecherin Elisabetta Güttler. "Wir kaufen für alle Eventualitäten ein." Da steht der Einkauf für das nächste Wochenende an: Für das Frühstück werden Obst und Müsli in den Korb gepackt. Oder sollen es doch lieber Brötchen und Kuchen sein? Für den Abend landen Würstchen und Steaks in der Tüte, der Braten sieht auch lecker aus, falls das Grillen wegen schlechten Wetters ausfällt. Das Gemüse, prall und frisch, wird für drei Tage eingekauft. Schokolade muss mit. Erst zu Hause wird bewusst: Das Gemüse hält nicht bis Montag, die Schokolade macht dick, und überhaupt, da steht Sonntag ja eine Einladung auf dem Programm. Die Küche bleibt kalt. "Vieles, was wir kaufen, wird gar nicht benötigt", sagt Güttler.

Eine weitere Verschwendung von Ressourcen sei es, Lebensmittel mit dem Ablauf des Haltbarkeitsdatums zu entsorgen. "Das ist nicht nötig", sagt Güttler. Häufig seien diese Nahrungsmittel noch gar nicht verdorben. Deshalb gebe es jetzt in Japan Verpackungen, deren Etikett anzeigt, ob etwa das Fleisch noch genießbar ist. Ein Siegel färbt sich von Weiß in Grau. Jahrzehnte des Überflusses haben anscheinend zu einer Wegwerf-Mentalität geführt, kritisiert Save Food in der Studie. "Wenn wir nicht wissen, was wir mit übrig gebliebenen Lebensmitteln oder Essensresten anfangen sollen, wandern diese eben in den Müll. Im Supermarkt um die Ecke lässt sich schließlich jederzeit etwas Neues besorgen."

Von den 20 Prozent entsorgter Lebensmittel könnten durchschnittlich mehr als 50 Prozent noch verzehrt werden, weiß Güttler. Rund 30 Prozent aller verpackten Waren werden ungeöffnet weggeworfen. Obst und Gemüse machen mit 50 Prozent den größten Teil an entsorgten Lebensmitteln aus. An zweiter Stelle rangieren Reste selbst gekochter Mahlzeiten oder von Fertiggerichten.

Dabei ist den Deutschen gar nicht bewusst, dass sie derart häufig Speisen in den Müll werfen. Sie selbst schätzten diesen Anteil zu Beginn der Befragung auf nur sechs Prozent. Güttler rät, mit einer Einkaufsliste in den Supermarkt zu gehen und keinesfalls hungrig.

Aber nicht nur die Verbraucher verschwenden Nahrungsmittel. Die Umweltorganisation WWF hat errechnet, dass rund 13 Prozent aller in Deutschland produzierten Lebensmittel schon auf dem Weg zum Verbraucher vergammeln, etwa im Supermarkt oder auf dem Weg dorthin.