Zur Ausstellung über Alexander McQueen erscheint halb Hollywood in New York. Der Designer hatte sich Februar 2010 das Leben genommen.

New York. Vor wenigen Monaten noch stand alles infrage. Mit dem Selbstmord des britischen Designers Alexander McQueen war auch das Ende des gleichnamigen Modehauses zu befürchten. War McQueen doch ein Ausnahmetalent, einer der großen Designer unserer Zeit. Erfolglosigkeit war nicht die Ursache für die Depressionen, die ihn im Februar 2010 schließlich zum letzten Schritt veranlassten. Es war eher die Einsamkeit einer Lichtgestalt. Eine enge Vertraute, Sarah Burton, übernahm seine Position als Chefdesignerin. Das schien logisch, schließlich gehörte sie lange zum Team und wusste, dass McQueens spektakuläre Schauen und die experimentelle Fantasie, die ihn Schuhe wie das Lieblingsmodell von Lady Gaga in Hufform zeichnen ließ, nur die eine Seite des Modehauses verkörperten. Der Name McQueen stand immer auch für gesellschaftsfähige Sexyness.

Spätestens seit dem vergangenen Freitag weiß die Welt, was darunter zu verstehen ist. Der Name Sarah Burton klingt nicht mehr im Geringsten nach Notlösung, und dem Label McQueen dürfte ein ungeahnter Ruhm ins Haus stehen. Hatte Mrs Burton doch nicht nur genau den richtigen Ton für das Hochzeitskleid von Kate Middleton, 29, der neuen Herzogin von Cambridge, getroffen, sondern auch deren Schwester Pippa, 27, die wohl raffinierteste Robe, die man je an einer Brautjungfer sah, auf den schmalen Körper geschneidert. Angesichts dieser Prominenz bekam die Gala im New Yorker Metropolitan Museum am Montagabend eine zusätzliche Dynamik. Schon unter "normalen" Bedingungen ist die Eröffnung der jährlichen Ausstellung des Costume-Instituts zu einem berühmten Modethema ein gesellschaftlicher (und finanzieller) Höhepunkt, dessen Bedeutungsstatus dem des Oscars nicht nachsteht. Diesmal huldigt die Ausstellung Alexander McQueen - lange geplant und doch perfekt getimt.

"Savage Beauty", Wilde Schönheit, ist der Titel der Retrospektive, die bis Ende Juli läuft und den Weg des Designers von seinem Abschluss 1992 am St. Martin's College in London bis zu seinem Tod nachzeichnet. Edelste Roben, teuerster Schmuck, schöne Frauen - bei der Eröffnungs-Gala ging es glamourös zu: Karl Lagerfeld, 72, kam mit dem neuen Chanel-Gesicht Blake Lively, 23, die schwangere Kate Hudson, 32, Sarah Jessica Parker, 46, Ex-Beatle Paul McCartney, 68, Gwyneth Paltrow, 38, Diane Kruger, 34, oder Madonna, 52, waren dabei. Die Sängerin Beyoncé, 29, bot tiefe Einblicke, ihre Kollegin Taylor Swift, 21, beeindruckte mit Eleganz, Rihanna, 23, hatte sich einen roten Zopf zugelegt. Und auch Sarah Burton war gekommen.

Das Dekorationsmotto des Abends war Schottland, angefangen von den Dudelsackspielern am Eingang bis zur Garten-Dekoration im Festsaal. Louis-Vuitton-Designer Marc Jacobs im Kilt (den er gern trägt), fragte im Getümmel den in Westminster Abbey auch reichlich vertretenen Londoner Hutmacher und engen McQueen-Freund Philip Treacy, was der geehrte Designer wohl von dem Rummel gehalten hätte. Treacy antwortete trocken: "Er wäre wohl nicht gekommen." McQueen hätte der makabere Unterton gefallen.