Peking. Neuer Ärger um Deutschlands besten Tennis-Profi: Alexander Zverev zieht die Show dem Team vor. Und er gibt sich bockig.

Ärger mit dem Daviscup? Das hat in Deutschland bei den besten Tennisprofis Tradition, siehe Boris Becker. Auch die Tennis-Legende hatte immer mal wieder mehr oder weniger überraschend seine Auftritte abgesagt.

Und kaum hatte der Hamburger Alexander Zverev das Halbfinale in Peking erreicht, sah sich Deutschlands derzeit bester Tennisspieler mit unangenehmen Fragen konfrontiert. Es ging um seine Entscheidung, anstelle des Daviscups im November in Madrid ein paar lukrative Schaukämpfe gegen Roger Federer in Nord- und Südamerika zu spielen.

„Das ist mein Urlaub“, sagte Zverev leicht genervt: „Und es ist etwas anderes, als wenn ich ein Turnier spielen und jeden Tag stundenlang trainieren müsste.“

Alexander Zverev trifft auf Roger Federer

Zum ersten Mal treten Zverev und Federer am 19. November in Santiago de Chile gegeneinander an, drei Tage später in Bogota (Kolumbien) und am 23./24. November in Mexiko-Stadt und Quito (Ecuador). Während Deutschlands Daviscup-Team in Spanien um die traditionsreiche Mannschaftstrophäe kämpft, spielt Zverev lieber in Mexiko vor bis zu 40.000 Fans in der weltgrößten Stierkampfarena um die goldene Ananas.

„Das ist etwas ganz anderes“, sagte er nun in Peking: „Wir spielen das Match, und wir haben viel Spaß dabei. Wir werden natürlich beide versuchen, das Match zu gewinnen, aber es ist nicht so wie sonst.“ Eigentlich hatte Zverev ja angekündigt, während des Daviscups am Strand liegen und via Livestream „auf den Malediven den Jungs zugucken“ zu wollen. Nun werde sein Urlaub eben etwas anders verlaufen: „Wir werden Spaß in den Städten haben, ohne uns im Training zu schinden. Das ist toll.“

Daviscup: Direkte Kritik an Zverev vermieden

Nicht zuletzt in Zverevs Heimat sorgt die recht spontane Südamerika-Reise des Spitzenspielers dennoch für Irritationen. „Etwas überrascht“ sei er gewesen, gab Daviscup-Kapitän Michael Kohlmann im Gespräch mit dem "tennisMagazin" zu, vermied allerdings tunlichst, Zverev direkt zu kritisieren. Schließlich habe dieser nach seiner frühen kategorischen Absage für den Daviscup in den Planungen für Madrid ohnehin „nie eine Rolle gespielt“.

Vor dem Urlaub wartet aber noch einige Arbeit auf Zverev, und in Peking macht er bisher einen sehr guten Job. Der 22-Jährige gewann im Viertelfinale als Nummer zwei der Setzliste gegen den US-Amerikaner Sam Querrey 7:6 (7:3), 6:2. In der Vorschlussrunde kommt es für Zverev zum Duell der Jungstars mit dem Griechen Stefanos Tsitsipas (Nr. 3).

Durch den Erfolg gegen Querrey ist Zverev auch dem ATP-Finale in London einen großen Schritt näher gekommen. Der Vorjahressieger steht im Rennen um eine Teilnahme mit 2255 Punkten nun auf dem achten Platz, der gerade noch zur Teilnahme an dem Saisonabschluss-Turnier vom 10. bis 17. November berechtigen würde. Bislang sind vier Tickets für London fest vergeben.