Buchholz/Harburg. Der 59-Jährige von der RSG Nordheide triumphiert bei der Cyclocross-EM in Belgien. Welches seine nächsten Ziele sind.

Das Spektakel wollte sich Armin Raible nicht entgehen lassen. „Das ist etwa so, als wenn man das Vorspiel zu einem Heimspiel von Bayern München bestreiten darf“, verdeutlichte der passionierte Radsportler aus Buchholz seine Motivation, zu den Cyclocross-Europameisterschaften nach Belgien zu fahren. Raible startet in der Masterklasse der 60- bis 64-Jährigen, die ihren Entscheidungen normalerweise am Freitag haben.

20.000 Zuschauer bei den Eliterennen der Männer und Frauen

Am Sonnabend und Sonntag, wenn es unter anderem in der Eliteklasse der Frauen und Männer um die kontinentalen Titel geht, säumen bis zu 20.000 Zuschauer den Kurs an der berühmten Zitadelle in Namur. So auch in diesem Jahr. In Nationen wie Belgien, Tschechien oder Dänemark übt diese Radsport-Disziplin, die man früher als Querfeldeinfahren bezeichnete, eine wesentlich größere Faszination als in Deutschland aus.

Auf Armin Raible sowieso. Die Rückfahrt mit Gattin Irene im Wohnmobil unterbrachen sie am Sonntag eigens auf einer Rastanlage, um das Rennen der Männer-Elite im Livestream zu verfolgen. Im Gepäck hatte der Mann von der Radsportgemeinschaft (RSG) Nordheide eine Goldmedaille und das charakteristische weiße Trikot mit blauen Querstreifen und drei goldenen Sternen, das sich jeder Europameister überstreifen darf.

2017 und 2018 hatte Raible noch in der jüngeren Altersklasse gewonnen

Denn der Buchholzer krönte sich zum dritten Mal zum Master-Europameister im Cyclocross. Die ersten zwei Titel 2017 in Tschechien und 2018 in den Niederlanden hatte er in der jüngeren Altersklasse der 55- bis 59-Jährigen eingefahren. Für den 59-Jährigen war es der erste Start auf der traditionsreichen Strecke in Namur, die in der Szene Kultcharakter genießt. „Es geht sehr steil und lange hoch. Das ist ungewöhnlich. Sonst haben wir meistens kurze und knackige Anstiege“, sagt Armin Raible. „Der Kurs ist technisch sehr anspruchsvoll. Man muss es halt können.“

Armin Raible jubelt er bei der Siegerehrun über die Goldmedaille. Silber und Bronze ging jeweils nach Frankreich.
Armin Raible jubelt er bei der Siegerehrun über die Goldmedaille. Silber und Bronze ging jeweils nach Frankreich. © Maren Isigkeit

Und Raible kann es, nicht umsonst gibt er sein Wissen als Fahrtechniktrainer an den Nachwuchs und Hobbyfahrer weiter. Zwei Punkte kamen beim EM-Rennen 2022 erschwerend hinzu: einerseits war die Strecke nach Regenfällen matschig und tief, andererseits wurde Raibles Altersgruppe zusammen mit einer jüngeren auf die Mindestdistanz von 40 Minuten geschickt – insgesamt 80 Mann.

Goldmedaille bei den 60- bis 64-Jährigen vor zwei französischen Fahrern

„Ich musste mir erstmal einen Überblick verschaffen, welche Fahrer noch in meinem Alter sind“, erzählt der spätere Sieger, der auch von Zurufen seiner Frau an der Bande profitierte. In der zweiten von sieben Runden fand er sich in einer dreiköpfigen Spitzengruppe mit zwei französischen Fahrern wieder. Der Buchholzer übernahm bald die Spitze und fuhr etwa zwölf Sekunden Vorsprung heraus.

„Dann hat mein härtester Verfolger einen Knickfuß bekommen“, erzählt Raible. Bedeutet übersetzt, dass er nicht mehr konnte. Und so rollte Armin Raible dreckverschmiert, aber glücklich nach exakt 46:07 Minuten mit 26 Sekunden Vorsprung vor Herve Prud’Homme durchs Ziel.

Im Dezember geht es zu den Masters-Weltmeisterschaften nach England

Seine nächsten Ziele hat er klar vor Augen. Weil die Form derzeit stimmt, hatte er sich schon vor dem EM-Titel entschieden, auch an den Masters-Weltmeisterschaften vom 2. bis 4. Dezember teilzunehmen. Gemeinsam mit einem befreundeten Fahrer aus der Nähe Berlins geht es im Wohnmobil über den Ärmelkanal nach Ipswich in England.

„Mal gucken, ob es da noch ein Trikot gibt“, sagt er optimistisch. Am 14. und 15. Januar 2023 ist Armin Raible dann bei den deutschen Meisterschaften im Cyclocross in München dabei. Sie werden auf ähnlichen Strecken im Olympiapark ausgetragen, auf denen die Mountainbiker im August ihre Europameister ermittelten.

Max Oertzen von der Harburger RG ist bester deutscher U19-Junior

Die DM 2023 in München sind auch Ziel des zweiten Teilnehmers aus der Region, der vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) für die Cyclocross-EM in Belgien nominiert worden war. Der 16 Jahre alten Max Oertzen von der Harburger Radsport-Gemeinschaft (HRG) hatte sich einen Platz unter den 25 besten U19-Junioren vorgenommen. Der wurde es nicht ganz.

Max Oertzen von der Harburger RG belegte als bester Deutscher den 36. Platz im Juniorenrennen der Cyclocross-Europameisterschaften 2022 in Namur (Belgien).
Max Oertzen von der Harburger RG belegte als bester Deutscher den 36. Platz im Juniorenrennen der Cyclocross-Europameisterschaften 2022 in Namur (Belgien). © Privat

„Am Start ist er nicht richtig vom Fleck gekommen, hat sich aber berappelt und einige Plätze gut gemacht“, berichtet HRG-Trainer Frank Plambeck. Gerade beim Cyclocross ist die Startaufstellung von entscheidender Bedeutung. Als Nummer 70 der Weltrangliste und Europas Nummer 34 stand Oertzen in der fünften Startreihe. Im dichten Gedränge geht von dort aus kaum noch etwas nach ganz vorn.

Gymnasiast hat gute Chancen auf die WM im Februar in den Niederlanden

Letztlich belegte der Elftklässler vom Gymnasium Süderelbe den 36. Platz. Damit war er bester deutscher Junior und hat gute Perspektiven: Oertzen ist 2006 geboren und damit auch in kommende Saison noch in der U19 startberechtigt. Für ihn geht es im Januar in München nicht nur um den deutschen Meistertitel, sondern auch um die Qualifikation für die Weltmeisterschaften Anfang Februar 2023 in den Niederlanden. Deutschland dürfte bis zu fünf Junioren entsenden. Heimtrainer Frank Plambeck ist zuversichtlich: „Aus heutiger Sicht ist Max der erste Kandidat.“