Hamburg/Potsdam. Nach 70 Turnieren auf der ganzen Welt steht die 23 Jahre alte Hamburgerin nun vor ihrem ersten Turnierstart auf heimischem Golfplatz.

Seit 2019 verdient Esther Henseleit ihr Geld als Proette mit dem Golfsport. Bei 70 Turnieren auf der ganzen Welt ist die 23-Jährige vom Hamburger Golf-Club Falkenstein seitdem an den Start gegangen, aber noch nie in Deutschland. An diesem Donnerstag beginnt am Seddiner See vor den Toren Potsdams das mit 300.000 Euro dotierte German Masters, das erste Profiturnier für Damen in Deutschland seit sechs Jahren.

Henseleit ist erst zum Wochenbeginn aus Washington D. C. eingeflogen, wo sie am vergangenen Wochenende die Woman’s PGA Championship gespielt hatte, ein Majorturnier. Das heißt: Eigentlich nicht am Wochenende, denn schon am Freitag war sie nach einem verpassten Cut ausgeschieden. Wieder einmal.

„Es ist sehr schön, wieder hier in Deutschland zu sein, so viele deutsche Spielerinnen im Feld zu haben und Mädchen zu sehen, mit denen ich früher schon gespielt habe“, zitiert Turnierveranstalter U-Com Henseleit auf der Turnierwebsite. Ein kurzes Gespräch mit Hamburgs Sportlerin des Jahres 2019 war nicht möglich, sie hat wohl einen eng getakteten Kalender mit Training und Sponsorenterminen. „Ich spiele zum ersten Mal hier und lerne das Layout immer noch kennen“, teilt Henseleit mit. Das ist wichtig für sportlichen Erfolg.

Esther Henseleit: Im März stand sie noch in den Top 100 der Golf-Welt

Und den braucht sie inzwischen dringend. Seit dem dauerhaften Umzug in die USA Ende vergangenen Jahres, wo sie auf der lukrativen LPGA-Tour spielt, läuft es nicht mehr rund. 13 Turniere hat sie 2022 auf der LPGA-Tour gespielt, neunmal war sie bereits nach zwei Runden ausgeschieden. Bei den letzten neun Starts ist das siebenmal passiert. Man muss das wohl Formkrise nennen.

50.000 Dollar hat sie in dieser Saison erst gewonnen, 435.000 Dollar waren es 2021. Platz 123 in der Weltrangliste belegt Henseleit derzeit, im März war es Rang 85, ihre bisherige Topplatzierung. Um die so wichtige Spielberechtigung für die LPGA-Tour zu behalten, muss sie am Ende der Saison unter den Top 100 einer internen Rangliste liegen. Derzeit ist es Platz 98, nachdem sie die Saison 2021 auf Rang 37 abgeschlossen hatte. Da ist also Druck.

Ob Henseleit überhaupt an den Seddiner See gekommen wäre, wenn nicht Veranstalter U-Com auch ihre Managementagentur wäre, ist unklar. Wahrscheinlich nicht, auch die deutschen LPGA-Profis Caroline Masson (33/Gladbeck) und Sophia Popov (29/St. Leon-Rot) fehlen. Andererseits hat der Ausflug auf die Europatour LET vielleicht auch sein Gutes. Beim letzten Mal, Mitte Februar, gewann sie die Magical Kenya Open – Henseleits einziges Erfolgserlebnis 2022. Es kann also nicht nur besser werden – es muss.