Hamburg. Während der Oberalster V.f.W. seine Veranstaltung absagte, erwartet der konkurrierende Lauftreff 400 Teilnehmer. Das sorgt für Unmut.

Im Streit um den Lauf durch das Alstertal ist eine Aufspaltung der Traditionsveranstaltung abgewendet – vorerst. Der Oberalster V.f.W. hat seinen für diesen Sonntag geplanten "30. Oberalsterlauf" kurzfristig abgesagt. "Der notwendige Schutz vor der Corona-Pandemie setzt uns aktuell Grenzen, die unseren geplanten Event in der Form nicht möglich machen", teilte der Verein mit. Der Lauf werde am 26. September nächsten Jahres nachgeholt.

Dagegen richtet der neu gegründete Verein Lauftreff Alstertal, der ebenfalls die Rechte an der Veranstaltung beansprucht, seinen "30. Volkslauf durch das schöne Alstertal" am Sonntag (13 Uhr) wie geplant aus – wenn auch auf leicht veränderter und verkürzter Strecke. Das zuständige Bezirksamt Wandsbek hat 400 Teilnehmer erlaubt. Am Freitagnachmittag waren noch knapp 40 Startplätze für die auf 19,5 Kilometer verkürzte Strecke verfügbar.

Das Gros der Teilnehmer, etwa 260, kommt über den Hamburger Laufcup, zu dem auch der Alsterlauf und das Airport Race gehören. Gestartet wird in Blöcken zu je 50 Teilnehmern, die im Abstand von einer Viertelstunde auf die Strecke gehen. "Wir haben damit bei unseren anderen Läufen sehr gute Erfahrungen gemacht", sagt Laufcup-Veranstalter Karsten Schölermann.

Volkslauf mit 400 Teilnehmern – Oberalster-Chef erbost

Der Oberalster-Vorsitzende Nizar Müller sieht das ganz anders. Er wirft dem Bezirksamt Verantwortungslosigkeit vor. "Ich bin erbost, dass eine zweite Veranstaltung mit so vielen Teilnehmern genehmigt wurde." Tatsächlich sind gemäß Paragraf 9 der Corona-Eindämmungsverordnung Veranstaltungen im Freien ohne feste Sitzplätze eigentlich nur mit bis zu 200 Teilnehmern zulässig. Mit Verweis auf den versetzten Start konnten Schölermann und Vertreter des Lauftreffs das Bezirksamt davon überzeugen, das Limit zu erhöhen. Müller versteht das nicht: "Der Bezirk bricht da die eigenen Regeln."

Mit Rücksicht auf die Sicherheit von Teilnehmern, Anwohnern und Helfern habe man trotz bereits 500 Anmeldungen den Oberalsterlauf abgesagt. Denn hätte auch der stattgefunden, wäre trotz des drei Stunden früheren Beginns ein Begegnungsverkehr unvermeidlich gewesen, so Müller.

Das Bezirksamt sieht diese Gefahr nicht. Hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs und des Streckenverlaufs hätten sich beide Läufe so organisieren lassen, dass sie nicht kollidieren und daher wegerechtlich beide stattfinden könnten, hieß es auf Abendblatt-Anfrage.

Juristisches Hickhack dauert an

Als Vorentscheidung im bizarren Streit um die Rechte am Alstertal-Lauf will Müller seinen Rückzieher auf keinen Fall verstanden wissen: "Wir haben den Lauf für 2021 angemeldet und bereits eine Genehmigung erhalten." Ein zweiter Schlichtungstermin beim Hamburger Leichtathletikverband hatte keinen Durchbruch gebracht.

Zuvor hatte Oberalster allerdings einen juristischen Rückschlag erlitten. Das Landgericht Hamburg hat eine einstweilige Verfügung erlassen, wonach Oberalster die Wort-Bild-Marke des Volkslaufs nicht nutzen darf.

Der Lauftreff hatte sich beim Marken- und Patentregister die Rechte sichern lassen, Oberalster Widerspruch eingelegt. Bis endgültig darüber entschieden ist, könnten noch Monate vergehen.