Krefeld. Die favorisierten Damen kassieren gegen Lokalrivale Alster eine Klatsche. Auch die Herren sind gegen den Titelverteidiger chancenlos.

Seinen Humor hatte Claas Henkel trotz der bittersten Niederlage der Saison nicht verloren. „Mangelnde Konstanz kann man uns auf keinen Fall vorwerfen. Wir haben richtig schlecht begonnen und das dann eiskalt durchgezogen“, sagte der Cheftrainer der Hockeydamen des Uhlenhorster HC, nachdem seine Auswahl bei der Final-Four-Endrunde um die deutsche Feldmeisterschaft in Krefeld das Halbfinale gegen Titelverteidiger und Lokalrivale Club an der Alster mit 0:5 (0:3) verloren hatte. Mit der unerwartet hohen Klatsche endete auch die herausragende Serie der Hamburgerinnen, die seit 2009 zehnmal in Folge im Feld-Endspiel gestanden hatten.

Ratlos waren sie im Lager der „Uhlen“ angesichts eines Leistungseinbruchs, der sich in den vergangenen Wochen nicht ansatzweise abgezeichnet hatte. Als Hauptrundenmeister hatte Henkels Team die Qualifikation für den Europapokal im kommenden Jahr gesichert, das Rückrundenduell mit Alster 2:1 gewonnen und über weite Strecken der Saison begeisterndes Offensivhockey geboten. Und dann war nach fünf Minuten am Sonnabendmittag schon fast alles gelaufen, als Hannah Gablac (1.) und Carlotta Sippel (5.) per Strafecke den amtierenden Meister 2:0 in Front gebracht hatten. „Davon haben wir uns nicht mehr erholt. Es fehlte der Ruck, der durchs Team gehen muss, um so etwas noch aufzuholen“, sagte Abwehrspielerin Roda Müller-Wieland.

Tatsächlich baute Alster, das in der von Hanna Granitzki herausragend organisierten Defensive sicher stand und über Nationalspielerin Anne Schröder immer wieder gefährliche Angriffe initiierte, seine Führung durch Felicia Wiedermann (26.), Viktoria Huse (35., Ecke) und Emily Wolbers (45.) uneinholbar aus. „Wir waren heute brutal effektiv, das war eine rundum gute Leistung meines Teams“, sagte Alsters Chefcoach Jens George. Nach den Halbfinalniederlagen beim Europapokal in der Halle und im Feld hatte der Trainer seinem Team fehlende Siegermentalität in Entscheidungsspielen vorgehalten und eine Weiterentwicklung eingefordert. „Heute haben wir gesehen, dass wir aus diesen Niederlagen gelernt haben. Ich habe eingefordert, dass wir im Schusskreis entschlossen agieren, nach einer Führung dranbleiben und nicht in Euphorie geraten. Das hat die Mannschaft heute sehr gut umgesetzt“, sagte George.

UHC-Herren gegen Mülheim chancenlos

Während sein Team nun am Sonntag (12 Uhr/Livestream bei television-sport.de) im Endspiel auf den Düsseldorfer HC (besiegte den Mannheimer HC 3:2) trifft, muss Henkel Aufbauarbeit leisten. „Wir suchen die Ursachen für diese Niederlage nur bei uns und werden sicherlich im mentalen Bereich ansetzen müssen, denn es liegt nicht an mangelnder Qualität“, sagte der Trainer. Roda Müller-Wieland pflichtete dem Coach bei. „Ich würde auch gern wissen, was manchmal bei uns in den Köpfen vorgeht“, sagte sie, „auf jeden Fall ist das ein schlechter Abschluss für eine eigentlich sehr gute Saison.“

Die Vereinsehre zu retten lag am Sonnabendnachmittag in den Händen der UHC-Herren, für die sich die Aufgabe gegen Titelverteidiger Uhlenhorst Mülheim allerdings letztlich als unlösbar erwies. Obwohl das Team von Cheftrainer Benedikt Schmidt-Busse über weite Strecken couragiert mithielt, war die überragende Mülheimer Offensive um den zweifachen Torschützen und Nationalstürmer Timm Herzbruch nicht aufzuhalten. Am Ende hieß es 5:2 (1:0) für den amtierenden Champion, der im Finale am Sonntag (15 Uhr) auf den Sieger der Partie Rot-Weiß Köln gegen Mannheimer HC trifft.

Rabente empfiehlt sich für Nationalmannschaft

„In der ersten Halbzeit haben wir gut verteidigt, aber gegen diese Offensive ist es praktisch unmöglich, über 60 Minuten nichts zuzulassen“, sagte Co-Trainer Claas Henkel. Hätte es die Mannschaft nach dem 1:1-Ausgleich durch ein Strafeckentor von Topscorer Peter Kohl (36.) geschafft, das Momentum zu ihren Gunsten zu nutzen, wäre die Überraschung gegen den Hauptrundenmeister vielleicht möglich gewesen. Doch ein Doppelschlag durch Jan Schiffer und Herzbruch sorgte nur sechs Minuten später für klare Verhältnisse. Das 2:4 durch Tino Teschke (55.) war nicht mehr als die oft zitierte Ergebniskosmetik.

„Über 60 Minuten gesehen war Mülheim der verdiente Sieger, sie haben es einfach besser geschafft, ihre Qualität auf die Platte zu bringen“, sagte der wieder einmal überragende UHC-Abwehrchef Jan-Philipp Rabente, der sich mit seinen Leistungen der vergangenen Wochen nachdrücklich für ein Comeback im Nationalteam beworben haben dürfte. Co-Trainer Henkel wollte trotz der Enttäuschung den Bogen auch weiter spannen. „Insgesamt war es eine starke Saison, unsere Weiterentwicklung ist deutlich zu sehen. Wir haben noch viel Potenzial, das wir in den kommenden Jahren nutzen wollen.“