Hamburg. Nach Abendblatt-Informationen drücken den Club rund 300.000 Euro Verbindlichkeiten. Freitag beginnt das Planinsolvenzverfahren.

Christoph Schubert hat längst den Überblick verloren, wie oft in diesen Tagen sein Handy klingelt. Fieberhaft sucht der verletzte Kapitän und sportlich Mitverantwortliche der Crocodiles Hamburg weltweit nach günstigen Verstärkungen für den durch Verletzungen und Abgänge auf 15 Eishockeyspieler ausgedünnten Kader. An diesem Donnerstag schließt das Transferfenster. Bis Mitternacht müssen alle Wechsel formell abgewickelt sein.

Abgänge wie der von Kapitän Josh Mitchell drohen aber noch bis zum 15. Februar. Dann erst schließt in der DEL2 der Transfermarkt. „Wir waren mit einigen Spielern schon weit, doch dann gab es in letzter Sekunde Absagen“, erklärt Schubert: „Viel Zeit haben wir nicht mehr, aber wir versuchen alles, um uns so aufzustellen, dass wir die Saison vernünftig beenden können“, sagt der 36-Jährige, wohlwissend, dass die Crocodiles positive Nachrichten gebrauchen können. Schließlich liegen vor dem Oberligaclub richtungweisende Monate.

Die Eröffnung des Planinsolvenzverfahrens über die Spielbetriebs GmbH, die GmbH-Geschäftsführer Christian Schuldt am 13. Dezember hatte beantragen müssen, ist für diesen Freitag vorgesehen. Einen entsprechenden Antrag hatte der vorläufig eingesetzte Sachwalter Matthias Wolgast am Amtsgericht Hamburg eingereicht. Die Bekanntmachung der Eröffnung inklusive des Termins für die Gläubigerversammlung soll spätestens am Wochenende erfolgen. Nach Abendblatt-Informationen drücken den Club rund 300.000 Euro Verbindlichkeiten.

Normales Verfahren dauert bis zu fünf Jahre

Welchen Vorteil eine Planinsolvenz gegenüber einem normalen Insolvenzverfahren hat, erläutert der von den Crocodiles eingesetzte Sanierungsspezialist Michael Busching von der Kanzlei Ecovis Grieger Mallison. „Gäbe es ein normales Insolvenzverfahren, dann müsste die Spielbetriebs GmbH komplett abgewickelt werden. Die Kosten dafür wären vorrangig zu behandeln, sodass die Gläubiger kaum Chancen hätten, einen Teil ihrer Forderungen zurückzuerhalten“, sagt er. Nun jedoch könne dank einer Quotenregelung eine entsprechende Entschädigung der Gläubiger, die deutlich höher liege als bei einem normalen Insolvenzverfahren, sogar zeitnah erfolgen.

Der Sachwalter übernimmt die Prüfung, ob durch die Eigenverwaltung eine Schädigung der Gläubiger droht. Zudem prüft er Anfechtungsansprüche, die Haftung der Geschäftsführung und die Forderungen der Gläubiger. Ein normales Insolvenzverfahren dauert in der Regel bis zu fünf Jahre, eine Planinsolvenz ist nach maximal einem Jahr komplett abgeschlossen. Allerdings wird das Insolvenzverfahren bereits aufgehoben, sobald der Insolvenzplan von der Gläubigerversammlung angenommen wurde und vom zuständigen Gericht Rechtskraft verliehen bekommt. „Wir hoffen, zum 1. April eine nachhaltig entschuldete GmbH zu haben“, sagt Busching. Das wäre wichtig, um beim Deutschen Eishockey-Bund im Mai eine Lizenz für die Oberligasaison 2019/20 beantragen zu können. Das ist das Fernziel der Crocodiles.

Theoretisch könnten die Gläubiger, den Insolvenzplan auf ihrer noch nicht terminierten Versammlung auch ablehnen. „Das geht allerdings nur, wenn der Gläubiger nachweisen kann, dass er durch die Planinsolvenz schlechter gestellt würde als bei einer normalen Insolvenz, und das ist nicht der Fall“, sagt Busching. Er selbst verzichtet auf seine Beratungsvergütung, zudem erhält ein Sachwalter in der Planinsolvenz deutlich weniger Geld als ein normaler Insolvenzverwalter. Das erhöht die Insolvenzmasse zusätzlich.

Veränderung auch in der Führung?

Ein wichtiger Teil des Insolvenzplans sei der Einstieg des neu gegründeten Sponsorenpools, der als eingetragener Verein 25 Prozent der Anteile an der Spielbetriebs GmbH übernehmen will. Dies wird zwar erst nach Abschluss des Insolvenzverfahrens abgewickelt, die Absichtserklärung des Sponsorenpools sei aber laut Busching ein deutliches Zeichen, dass nachhaltig an einer Neuausrichtung gearbeitet werde. Joachim Streese, Sprecher des Sponsorenpools, kann zudem von ungebrochenem Interesse an einer Unterstützung des Clubs berichten. „Nach den Berichten über unsere Vereinsgründung vor zwei Wochen hatten wir elf neue Interessenten, zwei davon sind unserem Kreis beigetreten. Das macht Hoffnung“, sagt Streese. In Kürze will der neue Verein seinen Vorstand präsentieren.

Veränderung könnte es auch in der Führung der GmbH geben. Nach Abendblatt-Informationen mehren sich im Umfeld des Clubs die Forderungen, dass ein Neustart bei den Crocodiles nur dann glaubhaft funktionieren kann, wenn der intern und bei den Fans umstrittene Geschäftsführer Schuldt durch einen renommierten Fachmann abgelöst wird. Freiwillig wird sich der 34-Jährige, der hinter vorgehaltener Hand als Marionette des mächtigen Gesellschafters Klaus-Peter Jebens bezeichnet wird, nicht zurückziehen. Schuldt verwies auf Abendblatt-Anfrage auf die Tatsache, dass er über einen über das Saisonende hinaus gültigen Vertrag verfügt.