Zweitbundesligist FC St. Pauli gibt seinem A-Juniorenspieler Dennis Rosin aus Elmshorn einen Profi-Vertrag bis 2017. Der 18-Jährige würde am liebsten als Sechser oder Achter im Mittelfeld spielen.

Elmshorn. 7 Uhr morgens: Aktvierungslauf. 9.30 Uhr: Schnellkraft. Nachmittags: Regeneration am Laufband und im Fahrradsattel. Das ist zurzeit das Programm des Dennis Rosin. Der Elmshorner, 18, lebt jetzt in einer Welt, von der viele gleichaltrige Kicker nur phantasieren. Rosin unterschrieb einen zunächst bis 2017 befristeten Profi-Vertrag bei Zweitliga-Club FC St. Pauli.

Dabei könnte er, der am 27. Juni volljährig wurde, noch eine Saison für die A-Junioren in der Bundesliga spielen. „Abwarten“, sagte Roland Vrabec. St. Paulis Trainer wollte das Talent, das sich am liebsten als Sechser oder Achter im Mittelfeld tummelt, sofort haben. Die Mannschaft bereitet sich in Villach (Österreich) auf die bevorstehende Saison vor. Beim 3:1 im Test über Austria Klagenfurt wirkte Rosin die komplette Spielzeit mit. Beim 0:0 gegen Udinese Calcio, italienischer Erstligist, in dessen Diensten einst ein gewisser Oliver Bierhoff Torschützenkönig der Serie A wurde, wechselte ihn der Coach in der 82. Minute ein. Dennis Rosin hält seine Nase schon mal rein in den großen Fußball. Die Fans im Kreis Pinneberg werden ein Auge auf ihn haben. Es wäre doch gelacht, er käme bei St. Paulis Gastspiel am 29. Juli beim TSV Uetersen, nur ein paar Kilometer von der eigenen Haustür entfernt, nicht zum Einsatz.

„Ich sehe ihn immer seltener“, klagt der Vater. Das war früher anders. Manfred Rosin kutschierte seinen Jüngsten von A nach B. Schon im Alter von vier Jahren hatte Dennis alle Elmshorner Bolzplätze unsicher gemacht. Bei den Heimspielen von Rasensport missachtete er die Durchsage des Stadionsprechers in der Halbzeitpause: „Kinder, runter vom Rasen.“ Als E-Junior wechselte er 2005 von Holsatia zum HSV. „Zu klein, zu schmächtig“, hieß es 2010, als die Nachwuchstrainer des Bundesliga-Dinos den Elmshorner als gestandenen Spieler in der Regionalliga der C-Junioren fortschickten.

Fußball-Familie Rosin: André und Kevin sind HFV-Schiris

Dennis’ Geschichte, das ist auch die Geschichte der Talentspäher des HSV, deren nachweisliche Unfähigkeit der neue Sportdirekter Dietmar Beiersdorfer nunmehr offenbar erkannte. „Ich habe überall rumtelefoniert, Dennis unterzubringen“, erzählt Manfred Rosin. St. Paulis Coach Patrick Williams traf seine Entscheidung binnen fünf Minuten: „Der Junge kommt zu uns.“ Anerkannte Ex-Profis als Trainer (Hansi Bargfrede, Joachim Philipkowski) prägten den Weg. „Ein bisschen Ahnung habe ich ja auch von Fußball“, sagt Manfred Rosin, der den frechen Straßenkicker bei Raspo und bei Holsatia höchst persönlich trainierte. „Philipkowski liefert für meine Begriffe eine begeisternde Arbeit ab. Das ist einer, der den Nachwuchs wirklich fördert.“

Der Fußball liegt der Familie im Blut. Dennis’ Brüder André, 20, und Kevin, 23, sind anerkannte Schiedsrichter im Hamburger Verband. Neffe Marc, inzwischen übrigens Angestellter des FC St. Pauli, galt in Diensten des FCE mal als Riesenkicker, bevor er sich auf sein Studium in Salzgitter konzentrierte. Tante Petra ist mit Mirco Seitz, Kreisliga-Meistertrainer von Union Tornesch, liiert und verbringt fast jedes Wochenende leidenschaftlich gern auf dem Sportplatz. Alle sind stolz auf den Werdegang von einem, dem sie die Daumen drücken.

Manfred Rosin verbirgt seine Freude nicht. „Dennis ist technisch stark, schnell auf den Beinen, geistig beweglich“, lobt er den Jungen, der Leistungsfußball noch zwei Jahre mit der Schule (Elsa-Brändström-Gymnasium) in Einklang bringen muss. Kräftiger geworden und gewachsen ist er auch (1,85 Meter). Hallo, HSV. Aus den Reihen des Erstligisten stammt immerhin Thomas Vogel, der den Rosins irgendwann als Berater empfohlen wurde und für das Nachwuchs-Ass einen Vertrag aushandelte, der Dennis Rosin zunächst einmal ein ziemlich sorgenfreies Auskommen beschert. Manfred Rosin vertraut dem früheren Profi des SC Freiburg und des HSV, der auch einmal beim Wedeler TSV und beim FCE Zwischenstation machte, voll und ganz. „Er ist ein wahrer Kumpel und Berater in allen Lebenslagen.“

Einige Kicker des Kreises suchten den Weg zum Topfußball

Der Traum von einer Karriere im Profi-Fußball lebt. Er muss ja nicht so enden wie für Michael Fischer (Trainer des VfL Pinneberg, seinerzeit Raspo-Torjäger), der seine Zweitliga-Ambitionen am Millerntor wegen eines Augenhöhlenbruchs 1992 begrub. Der unvergessene Kurt Jung (VfL Pinneberg) war der Erste, der 1965 auszog, als „Landei“ die Massen in der Großstadt zu verzaubern.

Einige mehr folgten aus dem Kreis Pinneberg, zuletzt war es Hauke Brückner (FC Elmshorn), der in der 2. Bundesliga, 3. Liga und Regionalliga für den Kiez-Club zum Einsatz kam. Fabian Graudenz von St. Paulis U23 (Regionalliga Nord) hoffte unterdessen vergeblich auf einen Profivertrag. Der 22 Jahre Schenefelder kickt zukünftig für Alemannia Aachen in der Regionalliga West.

Manfred Rosin riskiert schon einen Blick in die Zukunft seines Sohnes. „Passt auf. Von Dennis werden wir noch eine ganze Menge hören.“