30 Jahre hatte der Schenefelder Gerd Schwarz beruflich auf Helgoland zu tun, jetzt nahm er an der 17. Auflage des ungewöhnlichen Marathons teil. Rund 400 Läufer waren diesmal am Start.

Helgoland/Schenefeld. Gerd Schwarz wartete noch zwei Tage ab, bis der böige Wind etwas abflaute, dann nahm er Abschied von Helgoland und kehrte mit dem Flieger nach Hamburg zurück. Eine im öffentlichen Leben von Schenefeld bekannte Person hatte sich zuvor einen Traum erfüllt: Schwarz nahm nach eigener Aussage „endlich einmal“ am Helgoland-Marathon teil. Der 65-Jährige, von 1997 bis 2003 Vorsitzender von Blau-Weiß 96 und heute Ratsherr des Bündnis 90/Grüne, stand mit an der Startlinie, als rund 400 Läufer und Läuferinnen an der Kurpromenade auf die 42,195 Kilometer-Strecke machten.

Es ist die ungewöhnliche Geschichte eines Mannes, der sich zuletzt vor einem Jahr zum Roten Felsen aufgemacht hatte, um endlich seinen ersten Helgoland-Marathon zu bestreiten. „Ich wollte damals zu meinem 30-jährigen Berufsjubiläum endlich dabei sein und um die Insel laufen“, sagt Gerd Schwarz. „Doch dann wurde ich durch eine Muskelzerrung beim Aufwärmen im letzten Moment gestoppt.“

30 Jahre bringt er Spirituosen und Zigaretten zur Insel

Kurios: Rund 30 Jahre belieferte der Schenefelder als Vertriebsdirektor einer großen Spirituosenfirma Abnehmer auf Helgoland und fand nicht nur eine geschäftlich enge Bindung zu den dortigen Menschen, immer im Hinterkopf, dass irgendwann einmal ein Marathon fällig sein müsste. Eigentlich ein bisschen verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der durchtrainiert Rentner in der Zwischenzeit schon sechs Marathonrennen absolviert hatte. Dreimal nahm er in Hamburg teil, einmal in Kiel, einmal sogar in New York (2009 zum 60. Geburtstag) und einmal in Berlin, wo er auch seinen persönlichen Rekord (3:59:52 Stunden) aufstellte.

Das jüngste Langstrecken-Meeting auf Helgoland absolvierte Schwarz in der Zeit von 3:54,47 Stunden – nicht schlecht für einen Mann seiner Altersstufe. In seiner Altersklasse M65 reichte es mit dieser Zeit zum zweiten Platz in der Gesamtwertung. Die extrem widrigen Bedingungen mit Regen und Sturmböen hatten dem Leichtathletik-Senior arg zugesetzt. „Den gefürchteten ‚Düsenjäger‘ mit dessen 40 Prozent Steigerung fünfmal zu bewältigen, das geht gehörig in die Knochen“, erklärt der Mann, der für SportWelt Schenefeld gemeldet hatte. Am 20./21. Juni schnürt Schwarz erneut die Laufschuhe, dann stellt er sich beim 24-Stundenlauf in Schenefeld einer weiteren Bewährungsprobe. „Ich freue mich schon sehr darauf“, sagt er.

Die 17. Auflage des vielleicht außergewöhnlichsten Langstreckenlaufs Deutschlands war nichts für zart Besaitete. Der Wind pfiff und die Wellen wogten beim Helgoland-Marathon, dessen Teilnehmerfeld Inselbürgermeister Jörg Singer einmal mehr stilvoll mit dem Signal eines Schiffstyphons auf die Reise schickte. Auf der Kurpromenade ging es trotzdem einmal mehr zu wie in einem Ameisenhaufen, hatten für den Hauptlauf über die klassische Distanz von 42,195 Kilometern und den Mini-Marathon über 5,8 Kilometer doch zusammen rund 400 Lauf-Enthusiasten gemeldet.

Von bis zu sechs Windstärken und gelegentlichen Niederschlägen nicht zu beeindrucken war auf dem von Mitgliedern des Inselvereins VfL Fosite hergerichteten Rundkurs, den es im Hauptlauf fünfmal zu bewältigen galt, Abonnementssiegerin Antje Möller. Die Langstrecklerin des ASV Duisburg, die sich zur Zeit auf die Teilnahme am prestigereichen Rhein-Ruhr-Marathon in ihrer Heimatstadt fokussiert, legte in 3:07:49 Stunden einen neuen Streckenrekord vor. Die Rheinländerin triumphierte bereits zum sechsten Mal in Folge auf dem Roten Felsen und verbesserte ihre Bestzeit aus dem Jahr 2012 (3:09:08). „Antje ist gelaufen wie ein Uhrwerk“, sagte Siegfried Konjack (LG Elmshorn), langjähriger Moderator des Lauf-Events auf der Insel und auch diesmal als interessierter Beobachter vor Ort.

Schneller als Antje Möller, deren Vorsprung vor der zweitschnellsten Frau im Feld, Anja Heidenbluth vom KSV Baunatal (Hessen), mehr als eine halbe Stunde betrug, waren nur sechs Männer. Konjacks Nachfolger am Mikrofon, kündigte im packenden Finish voreilig den führenden And Kraus als Sieger an. Dann aber ging dem Mitglied der Sauerländer Laufraketen kurz vor dem Ziel der Treibstoff aus. Der gebürtige Ungar Stephan Malinger, ein für die LG Kreis Anspach (Bayern) startender Orthopäde, nutzte die Gunst der Stunde und siegte in 2:56:55 Stunden vor Kraus, für den 2:57:15 gestoppt wurden.

Läufer aus dem Kreis sind vor allem bei der Jugend vorn dabei

Beeindruckt zeigte sich Siegfried Konjack als Kenner der schleswig-holsteinischen Läufer-Szene von den Leistungen einiger Starter aus dem Kreis. So triumphierte beim Mini-Marathon der weiblichen Jugend die 13 Jahre alte Mehrkämpferin Alisa Rohlfing (LG Elmshorn) in 27:50 Minuten vor Vorjahrssiegerin Neele Oelrichs vom Inselclub VfL Fosite, die nur fünf Minuten langsamer war. Grund zur Freude hatte aber auch die Helgoländerin, der der zweite Platz mit dem Sieg in der Altersklasse W14 versüßt wurde. Bei den Jungen siegte Bastian Nitz vom TV Vörde in 22:30 Minuten vor Niklas Neubauer (LG Elmshorn/23:59).

Auch weitere Insulaner waren im Lauffieber. So erreichte Kindergärtnerin Petra Postmeister bei ihrem zwölften Start beim Helgoland-Marathon nach 5:00:27 Stunden das Ziel und gewann damit die W50-Altersklassenwertung. Beinahe zeitgleich beendete die Helgoländer Familie Boersma das Rennen. Sohn Oisin wurde in 25:10 Minuten Achter, sein Bruder Malte siegte in 27:47 Minuten in der M-12-Klasse, und zwei Minuten später machte Vater Maarten Boersma als Sieger der M-50-Wertung den Triumph perfekt.