Die Hamburg Towers gehören zu den Clubs, die eine ProA-Lizenz mit Auflagen oder unter Bedingungen erhalten. Eine Übertragung des ProA-Spielrechts vom SC Rist Wedel auf die Towers wäre eine Lösung.

Hamburg. Pascal Roller, 37, hat seinen schwarzen Pilotenkoffer immer dabei. Darin stecken alle Unterlagen, Schaubilder, Animationen und Prospekte, die der Sportdirektor des neuen Hamburger Basketballclubs in den vergangenen Wochen und Monaten potenziellen Sponsoren vorgelegt hat. Offenbar mit Erfolg: Die Hamburg Towers gehören zu den Clubs, die eine ProA-Lizenz mit Auflagen oder unter Bedingungen erhalten.

Die Lizenz zum Körbewerfen ist dies nicht. Dem Verein fehlt die Spielgenehmigung, weil er – da erst Ende 2013 gegründet – sich sportlich weder für die Pro A noch die Pro B qualifizieren konnte. 55 Teams hatten sich um die 40 Plätze in den beiden Klassen beworben; 16 gibt es in der eingleisigen Pro A, zweimal zwölf in der zweigleisigen Pro B (Nord und Süd). Mit den Towers konkurrieren derzeit Pro-A-Absteiger BG Karlsruhe und Pro-B-Club Dresden Titans um eine Pro-A-Lizenz, die beiden sportlich ebenfalls nicht zusteht.

„Bisher läuft alles nach Plan. Wir hatten nicht erwartet, bereits zu diesem Zeitpunkt eine Lizenz zu erhalten, weil wir ja eine Wildcard für die Pro A beantragt hatten. Dieses Verfahren läuft noch“, sagte Roller dem Abendblatt. Als Quereinsteiger müsse man sich gedulden „und an den Möglichkeiten arbeiten, die uns zur Verfügung stehen. Das tun wir intensiv. Und wir haben immer noch mehrere Optionen.“

Der SC Rist Wedel kann die Auflagen kaum erfüllen

Eine liegt vor der Haustür. Der SC Rist Wedel, sportlich aufgestiegen, hat die Pro-A-Lizenz zwar am Mittwoch erhalten, aber unter Auflagen, die der Club kaum erfüllen kann. Beim „Nachweis der erforderlichen spieltechnischen Einrichtungen“ hapert es. In der Steinberghalle müsste für 100.000 Euro ein Parkettboden verlegt und die Zuschauerkapazität von 500 auf 1000 erhöht werden. Für die erste Maßnahme fehlt das Geld, für die zweite die baulichen Voraussetzungen. Ein Umzug in die Sporthalle Hamburg nach Winterhude kommt für die Wedeler wiederum nicht infrage. Der Club würde seine lokale Identität verlieren. Am Donnerstagabend berät der Vorstand des SC Rist über das weitere Vorgehen.

Ohnehin haben Wedel und Towers schon vor Monaten verabredet, in der Jugend- und Nachwuchsarbeit künftig kooperien und Talente wie U-21-Nationalspieler Janis Stielow in beiden Mannschaften einsetzen zu wollen. Bis zum Alter von 22 Jahren besteht die Möglichkeit, in mehreren Teams aufzulaufen – sofern sie in unterschiedlichen Klassen spielen.

Eine Übertragung des ProA-Spielrechts vom SC Rist auf die Towers wäre eine Lösung. Die Zeit jedoch drängt. „Natürlich wäre es besser, wenn die Entscheidung so früh wie möglich fällt“, sagt Roller. Die Saison beginnt Ende September. Allerdings: Die guten deutschen Spieler, von denen in der Pro A immer zwei auf dem Feld stehen müssen, werden jetzt gehandelt, die US-Amerikaner erst im Sommer. Zunächst aber brauchen die Towers einen Coach.

„Wir haben aussichtsreiche Gespräche geführt“

Wieviel der Club für seinen Trainer und die zwölf Profis bezahlen kann, hängt von der Höhe des Etats ab. Der soll in der Pro A zwischen 500.000 und 1,5 Millionen Euro liegen. „Wir haben aussichtsreiche Gespräche mit Unternehmen geführt, bislang fehlen jedoch die Unterschriften unter die Sponsorenverträge. Die erfolgen erst, wenn wir die Lizenz haben“, sagt Wolfgang Sahm, einer der sechs Gesellschafter der Towers GmbH, die zusammen bereits mehr als 100.000 Euro in das Projekt gesteckt haben.

Wenigstens der Umbau der ehemaligen Blumenhalle im Wilhelmsburger Inselpark zur modernen Basketball-Arena für 3500 Zuschauer geht planmäßig voran. Er kostet rund sieben Millionen Euro, an denen sich die Stadt Hamburg zur Hälfte beteiligt. Den anderen Teil übernimmt die Benno- und Inge-Behrens-Stiftung, die seit Jahren die Jugend- und Sozialarbeit im Stadtteil unter Leitung von Towers-Gesellschafter und Ex-Nationalspieler Marvin Willoughby, 36, großzügig unterstützt.

Für den Fall, dass der Club in diesem Jahr keine Lizenz erhielte, wäre das wohl nicht das Ende der Towers. „Ich gehe davon aus, dass wir dann 2015 den nächsten Versuch starten würden“, sagt Geschäftsführer Jochen Franzke.