Die Wasserballerinnen des Eimsbütteler TV starten erstmals in der Pokalendrunde. Es soll nicht das letzte Mal sein: Nächste Saison dürfen die Ziele noch ein bisschen höhergesteckt werden.

Hamburg. Ihre Freunde dürfen sich bei Gesa Thönnessen künftig wieder montags melden. Oder gern auch dienstags. Oder mittwochs, freitags, sonnabends, sonntags. Bisher war das aussichtslos: Außer donnerstags waren Thönnessens Tage fast ausnahmslos für Wasserball reserviert. So ging das schon seit November. Aber an diesem Wochenende ist Schluss. Die Pokalendrunde in Krefeld ist für die Bundesligamannschaft des Eimsbütteler Turnverbands Höhe- und Schlusspunkt ihrer bisher erfolgreichsten Saison. Oder, wie Thönnessen sagt: "Es ist die Belohnung für unsere harte Arbeit."

Wie hart die Arbeit ist, ist eher zu ahnen als zu sehen. Vieles beim Wasserball findet unter der Oberfläche statt. Spuren sind hinterher am Körper zu besichtigen. Meist bleibt es bei blauen Flecken oder Kratzern. "Es ist körperbetont", sagt Thönnessen, "aber nicht brutal." Brutal anstrengend höchstens. Wie Schwimmen, pflegen die Wasserballer zu sagen - nur dass man dabei noch denken muss unter der Haube.

Einen Unterschied gibt es natürlich noch: Schwimmer können zu Stars werden. Wasserballer sind, obwohl sie die älteste olympische Mannschaftssportart spielen, zumindest hierzulande Randsportler. Und Wasserballerinnen? "Sind noch jenseits des Rands", sagt Henk Roshaar.

„Frauen spielen dynamischer“

Der Niederländer war lange Jahre zweiter Mann im Trainerstab der Bundesligamänner des SV Poseidon. Jetzt ist Roshaar in der zweiten Saison hauptverantwortlich für die ETV-Frauen. Sportlich, sagt er, mache es kaum einen Unterschied. Wenn überhaupt, dann sei das Spiel der Frauen dynamischer, weil weniger körperbetont. Deswegen kann er auch guten Gewissens vier Spielerinnen der U17-Jugend mit zum Finalturnier nach Krefeld nehmen. Den Nachwuchs früh ins kalte Wasser zu werfen, gehört zu Ronhaars Konzept: "Wir haben beim ETV schon bei den Elf- und Zwölfjährigen das Training intensiviert." Denn es seien die technischen Grundlagen, die seine Mannschaft von den Klassenbesten Bayer Uerdingen und Blau-Weiß Bochum noch unterscheide. Aber einen Mentalitätswandel hat Ronhaar schon in dieser Saison bei seinen Spielerinnen ausgemacht: "Früher haben wir uns am Gegner orientiert. Jetzt orientieren sich viele an uns."

Am Wochenende wird das wohl beim besten Willen nicht so sein. Im Halbfinale am Sonnabend trifft der ETV auf Gastgeber Uerdingen, den Titelverteidiger und überlegenen deutschen Meister. "Das können wir gar nicht gewinnen", sagt Stefanie Ahlf, "das ist wie St. Pauli gegen Bayern - mindestens." Sie wäre schon froh, wenn man nicht wieder so baden ginge wie in den Ligaspielen, die mit 5:21 und 2:31 krachend verloren wurden. Aber das Spiel um Platz drei am Sonntag zu gewinnen, mutmaßlich gegen den Hannoverschen SV, "darauf können wir schon hoffen". Es wäre nach Platz fünf in der Meisterschaft ein weiterer unerwarteter Erfolg.

Noch höhere Ziele in der nächsten Saison

Nächste Saison dürfen die Ziele noch ein bisschen höhergesteckt werden. Die gestiegenen Ansprüche lassen sich an Äußerlichkeiten ablesen. Im neuen Schwimmbad Inselpark auf dem Wilhelmsburger igs-Gelände hat der Hamburger Wasserball seit dem 31. März ein schmuckes Zuhause gefunden. Inklusive einer Tribüne für 200 Zuschauer, die bei den letzten Heimspielen schon ordentlich gefüllt war. Kein Vergleich zwar zur Konkurrenz von Bayer Uerdingen, die ein Bad allein für sich hat, aber immerhin. Wenn dann der dringend benötigte Kraftraum im neuen Landesleistungszentrum eingerichtet und der Schwimmbereich wie geplant durch ein Netz abgetrennt wird, wäre für die Wasserballer viel erreicht.

"Die neue Halle kann uns einen gewaltigen Schub geben", sagt Thomas Schlünz, Wasserballwart im Hamburger Schwimmverband. Das Dulsbergbad am Olympiastützpunkt mussten die Wasserballer regelmäßig für mehrere Tage räumen, damit die Schwimmer Leistungstests für den Bundeskader durchführen konnten. Vor allem könne man jetzt den Jugendlichen endlich Trainingszeiten schon vor dem späten Abend anbieten.

Die ETV-Frauen aber werden auch in der nächsten Saison wieder ihre Abende im Becken verbringen - obwohl sie für ihre Auswärtsspiele sogar noch einen Beitrag entrichten müssen. Aber Parastu Ahmadi findet, dass es das wert ist: "Diese Mannschaft ist wie eine zweite Familie." Der Familienausflug am Wochenende dürfte in jedem Fall ein großer Spaß werden.