Überraschungssieger beim Deutschen Derby. Am Vortag hatte Christian Ahlmann sich den Sieg im Großen Preis von Hamburg gesichert. Im Dressurviereck feierte Fabienne Lütkemeier den Derby-Erfolg.

Hamburg. Wieder hat ein Außenseiter zugeschlagen: Gilbert Tillmann sicherte sich am Sonntag trotz eines Abwurfes im Stechen den Sieg im 84. Deutschen Spring-Derby. Der 30 Jahre alte Springreiter aus Grevenbroich konnte es kaum fassen, dass er Vize-Europameister Carsten-Otto Nagel schlagen und so die traditionsreiche Prüfung gewinnen konnte. „Das kann man nicht beschreiben“, sagte der fassungslose Tillmann: „Ich kann es gar nicht glauben.“

Im Stechen setzte sich der Überraschungssieger im Sattel von Hello Max in 52,63 Sekunden trotz eines Abwurfes durch und verwies Nagel aus Norderstedt mit Lex Lugar (4 Strafpunkte/53,64) auf Rang zwei. Nagel verpasste seinen dritten Sieg bei der traditionsreichen Prüfung nach 1999 und 2010. „Der hat alles gegeben“, lobte Sieger Tillmann seinen bereits 19 Jahre alten Wallach: „Ich habe gewonnen, weil es heute 200 Prozent waren.“ Beide Reiter hatten vor der entscheidenden Runde im Normalparcours ebenfalls vier Strafpunkte kassiert.

Platz drei ging in der mit 100.000 Euro dotierten Prüfung an Hilmar Meyer aus Morsum mit Coverlady, der ebenso acht Strafpunkte sammelte wie der Brite William Whitaker mit Brilliant. Keiner der 35 Starter hatte es geschafft, den 1230 Meter langen Derby-Parcours mit naturnahen Hindernissen ohne Fehler zu absolvieren.

„Es lief nicht rund für mich“

Zu den Favoriten, die patzten, gehörte vor allem der Schweizer Pius Schwizer. Mit Ulysee war er in beiden Qualifikationen ohne Fehler geblieben, doch dann reichte es nur zu Rang sieben. „Sonntags sind andere Regeln, andere Sprünge“, kommentierte Schweizer: „Das ist das Derby, das ist das Schwierige.“

Vorjahressieger Nisse Lüneburg scheiterte ebenfalls. Der 24-Jährige aus Wedel sammelte mit Calle Cool 16 Strafpunkte und kam auf Rang 17. „Es lief nicht rund für mich“, sagte Lüneburg. Noch schlimmer erwischte es Judith Emmers, die Vorjahres-Dritte. Die Reiterin aus Marl, von ihrem Chef Christian Ahlmann zur Sieganwärterin erklärt, kassierte mit Papillon 20 Strafpunkte und landete auf Platz 19.

„Das ist wirklich ein großartiger Tag“

Die finanziell attraktivste Prüfung des traditionsreichen Turniers hatte sich am Vortag Christian Ahlmann mit Codex One gesichert. „Das ist wirklich ein großartiger Tag“, kommentierte der Weltranglisten-Erste aus Marl seinen Sieg im Großen Preis.

Nach insgesamt drei fehlerfreien Runden setzte sich Ahlmann souverän und mit deutlichem Vorsprung durch. Im Sattel seines elf Jahre alten Hengstes benötigte der 38-Jährige aus Marl nur 49,33 Sekunden und lag damit deutlich vor dem in Belgien lebenden Hessen Daniel Deußer mit Cornet D’Amour (0/50,25). „Ich hatte Daniel vorher noch gesehen und da war mir klar, dass ich schon auf Risiko gehen musste“, analysierte Ahlmann seinen Ritt. Der Profi aus Marl sicherte sich rund ein Drittel des Preisgeldes von insgesamt 285.000 Euro.

„Ich war ganz schön kribbelig“

Hinter dem Franzosen Roger Yves Bost mit Nippon (0/52,25) kam die im nahe gelegenen Schenefeld lebende Janne-Friederike Meyer mit Lambrasco (0/52,65) auf Platz vier und rundete das gute Abschneiden der Gastgeber ab.

Im Dressurviereck gab es einen überraschende Siegerin: Fabienne Lütkemeier gewann das 55. Deutsche Dressur-Derby. Die 23-Jährige aus Paderborn setzte sich am Sonntag im Finale mit Pferdewechsel unerwartet überlegen durch. Nach drei Ritten lag Lütkemeier mit 214,11 Prozentpunkten klar vor Anabel Balkenhol aus Rosendahl (207,722) und Bianca Kasselmann (207,500) aus Hagen bei Osnabrück. „Das war wirklich eine tolle Erfahrung“, sagte die Siegerin, die erstmals beim Derby am Start war: „Ich war ganz schön kribbelig vor dem Pferdewechsel, aber es hat gut geklappt.“