Zu den Wilhelm-Unger-Spielen waren rund 300 junge Athleten gemeldet. Viele von ihnen sahen, wie ein Kampfrichter von einem Speer getroffen wurde.

Düsseldorf. Ein schwerer Unfall mit Todesfolge hat ein Sportfest für jugendliche Leichtathleten im Rather Waldstadion nahe Düsseldorf überschattet. Am Sonntag wurde dort ein Kampfrichter von einem Speer an der Halsschlagader getroffen, als er nach einem Wurf offenbar zu früh losrannte. Der 74-Jährige wurde umgehend in die Uniklinik eingeliefert. Dort erlag der Mann in der Nacht seinen Verletzungen, teilte die Polizei am Montag mit. Den Speer hatte ein 15 Jahre alter Teilnehmer geworfen.

Nach derzeitigem Erkenntnisstand war der Kampfrichter zur Messung losgelaufen, noch bevor der Speer zu Boden fiel. Dabei habe ihn das Wurfgerät aus der Luft getroffen. Die Polizei hat nach Angaben eines Sprechers im Auftrag der Staatsanwaltschaft ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Dabei werden Zeugen zu den Umständen befragt. "Vieles deutet derzeit auf ein tragisches Unfallgeschehen hin“, sagte ein Polizeisprecher. Todesermittlungsverfahren werden bei nicht natürlichen Todesfällen eingeleitet.

Unmittelbar nach dem Unglück hatten sich Zuschauer und Sanitäter um den Schwerverletzten gekümmert. Ein Notarzt brachte ihn ins Krankenhaus. Nach korrigierten Angaben der Ermittler war der Mann 74 Jahre alt.

Auch einige Zuschauer mussten am Sonntag vom Notarzt behandelt werden, sieben von ihnen standen nach dem Unglück unter Schock. Die 66. Wilhelm-Unger-Spiele auf der Bezirkssportanlage am Aaper Wald wurden nach dem Vorfall abgebrochen. An dem Fest hatten rund 300 junge Athleten teilgenommen, die jüngsten von ihnen aus dem Jahrgang 2001. Die Veranstalter vom Allgemeinen Rather Turnverein (ATR) gaben auf der Website des Waldstadions Nummern der evangelischen und katholischen Notfallseelsorge an - für "alle diejenigen, die den Unfall miterlebt haben und darüber sprechen möchten".

Speer-Unfälle keine Seltenheit

Unfälle mit Wurfgeräten wie Speer oder Hammer kommen in der Leichtathletik immer wieder vor - vor allem im Trainingsbetrieb. Der bekannteste, aber glimpflich ausgegangene Fall ist der des französischen Weitspringers Salim Sdiri, der 2007 während des Golden-League-Meetings in Rom vom Speer des finnischen Ex-Weltmeisters Tero Pitkämäki im Rücken getroffen wurde.

Pitkämäki war der Wurf völlig misslungen, der Weitspringer stand rund zehn Meter neben dem Speerwurf-Sektor. Sdiri hatte dank seiner Muskelmasse großes Glück. Er trug lediglich eine Muskelverletzung und eine Wunde von drei Zentimetern Länge und sieben Zentimetern Tiefe davon. "Bei jemandem wie Ihnen oder mir wäre der Speer viel tiefer in den Körper eingedrungen und hätte ein Organ berühren können“, sagte der Physiotherapeut des Athleten damals zu Journalisten.

Im selben Jahr wurde auch der damalige Zehnkampf-Weltrekordhalter Roman Sebrle während eines Trainingslagers in Südafrika vom Speer eines einheimischen Athleten an der Schulter getroffen. Auch Sebrle erlitt nur eine Fleischwunde.

Mit Material von sid und dapd