Der Rostocker setzte sich auf der fünften Etappe nach 196,5 Kilometern von Rouen nach Saint-Quentin im Sprint vor Goss (GreenEdge) durch.

SAINT-QUENTIN. Doppelschlag für Andre Greipel: Nur einen Tag nach seinem Triumph in Rouen hat der deutsche Topsprinter erneut zugeschlagen und seinen zweiten Etappensieg bei der 99. Tour de France eingefahren. Der WM-Dritte holte sich nach 196,5 Kilometern von Rouen nach Saint-Quentin den Sieg im Massensprint und ließ dabei auch seinen großen Rivalen Mark Cavendish deutlich hinter sich. Die Plätze zwei und drei belegten der Australier Matthew Goss und der Argentinier Juan Hose Haedo.

„Das war ein harter Sprint, einer der härtesten in meiner Karriere. Drei Kilometer vor dem Ziel war ich noch hinter dem Sturz, aber meine Jungs haben mich wieder nach vorn gebracht. Ich hatte wieder die beste Mannschaft hinter mir“, sagte Greipel nach seinem nun 16. Saisonerfolg. Weltmeister Cavendish wurde nur Vierter.

Am Vortag hatte Greipel noch in Abwesenheit von Cavendish gewonnen, nachdem der britische Weltmeister wenige Kilometer vor dem Ziel bei einem heftigen Sturz zu Fall gekommen war. Schlüssel zum Erfolg war auch diesmal wieder sein Sprintzug mit Marcel Sieberg, Jurgen Roelandts und Greg Henderson, der Greipel gut in Szene setzte. Dabei fingen die Sprinter erst wenige hundert Meter vor dem Ziel eine Ausreißergruppe ab. Für Greipel war es nun bereits der dritte Tour-Etappensieg seiner Karriere, im Vorjahr hatte er die Sprintankunft in Carmaux gewonnen.

Im Gesamtklassement geht es dagegen weniger spektakulär zu. Prologsieger Fabian Cancellara verteidigte zum fünften Mal in Folge sein Gelbes Trikot und eroberte damit schon zum 27. Mal in seiner Karriere das „Maillot jaune“, womit er einen kleinen Rekord aufstellte. So oft wie Cancellara hatte noch nie ein Fahrer das begehrte Trikot getragen, ohne die Tour auch nur einmal gewonnen zu haben.

Von derartigen Zielen ist Marcel Kittel noch weit entfernt. Am Donnerstag war für den Debütanten die „Tour der Leiden“ vorbei. Der Sprinter gab nach 39 Kilometern auf. Neben seinem Magen-Darm-Virus, der Kittel seit der ersten Etappe geschwächt hatte, bereiteten dem 24-Jährigen zusätzlich Schmerzen im linken Knie Probleme. „Ich bin niedergeschlagen, enttäuscht und traurig. Es tut mir vor allem für das Team leid“, sagte Kittel nach seinem Ausstieg.

Daran verschwendet Tony Martin noch keinen Gedanken. Der Zeitfahr-Weltmeister ist mit seiner Nummer 196 weiter stets am Ende des Feldes aufzufinden. Nach seinem am Sonntag erlittenen Kahnbeinbruch quält sich Martin mit einer Spezialmanschette über die Runden.

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So wird Martin das tägliche Spielchen mit dem Ausreißversuch einer kleinen Gruppe mitbekommen haben. Die beiden Franzosen Matthieu Ladagnous und Julien Simon sowie der Spanier Pablo Urtasun und der Belgier Jan Ghyselinck ergriffen kurz nach dem Start die Flucht und fuhren mehr als 190 Kilometer an der Spitze des Feldes. Doch auch ein zwischenzeitlicher Vorsprung von mehr als fünf Minuten reichte nicht aus.

Unterdessen sorgte am Rande die Causa Lance Armstrong für Aufregung. Wie die niederländische Tageszeitung „De Telegraaf“ am Donnerstag berichtete, haben offenbar Armstrongs frühere Teamkollegen George Hincapie, Levi Leipheimer, Christian Vande Velde und David Zabriskie in einem Geständnis gegen den allmächtigen Texaner ausgesagt und dafür mildernde Umstände in Form einer sechsmonatigen Sperre zum Ende der Saison erhalten. Auch der heutige Garmin-Teamchef Jonathan Vaughters, der wie die vier Fahrer aktuell bei der Frankreich-Rundfahrt im Einsatz ist, soll Armstrong belastet haben. Die vier Fahrer wollten sich genauso wenig wie das Team Garmin dazu konkret äußern.

Auch am Freitag stehen die Chancen für die schnellsten Männer des Feldes auf einen Massensprint nicht schlecht. Wenn die Tour nach dem Start in Epernay zum 40. Mal in ihrer Geschichte Metz ansteuert, ist auf dem Weg über 207,5 Kilometer nur eine Bergwertung der vierten Kategorie zu bewältigen.

(dpad/abendblatt.de)