Wladimir Klitschko hat sich für die Titelverteidigung gegen Ersatz-Herausforderer Ruslan Chagaev am Sonnabend in der WM-Arena auf Schalke gegen Hepatitis B impfen lassen.

Gelsenkirchen. Das größte Freiluft-Spektakel seit der Ära Schmeling gerettet, beide Boxer gesund und der Zweifach-Weltmeister besonders geschützt: IBF-WBO-Champion Wladimir Klitschko, der neue Herausforderer Ruslan Chagaev und die gesamte Entourage präsentierten sich auf der offiziellen Pressekonferenz fünf Tage vor dem Titelkampf in der WM-Arena auf Schalke (Sonnabend, ab 22.00 Uhr live bei RTL) am Montag mehr als erleichtert.

Mit einem „Glück Auf meine Damen und Herren“ begrüßte der bestens gelaunte ukrainische Zwei-Meter-Mann Klitschko das Auditorium und die Schaulustigen in einem Lebensmittel-Supermarkt im Gelsenkirchener Stadtteil Buer. Dann überschüttete der Weltbürger seinen Gegner Chagaev mit Komplimenten. „Ich freue mich, dass wir das Datum halten konnten. Dank an Chagaev. Er ist der beste Mann nach meinem Bruder Witali“, sagte Wladimir Klitschko, dessen Bruder und WBC-Weltmeister wie die Zuhörer zwischen Miederwarenabteilung, Getränkemarkt und Zeitungsstand saß.


Der Kampf auf Schalke, für den 58.000 der 61.000 Tickets verkauft sind, drohte nach der verletzungsbedingten Absage des Briten David Haye vor zwölf Tagen (3. Juni) zu platzen. Ruslan Chagaev stand aber sofort bereit, weil sein WM-Fight gegen den russischen WBA-Weltmeister Nikolaj Walujew am Kampftag (30. Mai) vom finnischen Verband abgesagt worden war. Der Usbeke Chagaev sei als als Träger eines Hepatitis-B-Antigens ein Risiko für Walujew, hieß es damals. Der 2,13 m lange Russe hatte eine prophylaktische Impfung ausgeschlossen. In diesem Fall hätte der Fight stattfinden können.

„Ich bin geimpft. Da ich als Unesco-Botschafter viele Reisen mache, bin ich ohnehin häufiger im Tropeninstitut“, sagte Wladimir Klitschko dazu. Chagaevs ebenfalls anwesender behandelnder Arzt Dr. Michael Ehner erklärte, dass es ohnehin kein Infektionsrisiko gebe, weil die Werte seit 2003 konstant seien. „Ruslan ist und war nicht krank. Eine Infektionsgefahr ist nicht da“, erklärte Lehner.

Damit war alles gut für das Mega-Event. Der Europarekord für Freiluft-Boxen wurde durch Max Schmeling und Walter Neusel aufgestellt, die 1934 vor 102.000 Zuschauern auf der Sandbahn in Hamburg-Lokstedt boxten. „Ruslan ist der wahre Weltmeister, er hat Walujew geschlagen“, sagte Wladimir Klitschko. Chagaevs Promoter Klaus-Peter Kohl, der die Klitschko-Brüder einst ins Profigeschäft geholt und zu Weltmeistern gemacht hatte, strebt offenbar noch eine Titelvereinigung an.

„Ich habe an die WBA einen Special Request geschickt. Die Sauerland-Promotion hat nun bis Mittwoch Zeit, darauf zu reagieren“, sagte der Hamburger Multimillionär. Die WBA führt Chagaev, der Walujew 2007 als Weltmeister entthront hatte, als „Weltmeister im Wartestand“ und den von Wilfried Sauerland promoteten russischen 2,13-m-Riesen als Champion.

Seinen WBA-Weltmeistergürtel hatte Chagaev am Montag auf jeden Fall schon dabei. „Jetzt ist alles gut“, sagte Chagaev, für den die Absage von Helsinki „ein Schock“ war. Wie sein Kontrahent hatte der Rechtsausleger gerade zwei Wochen für eine Umstellung. Die verlief wohl ohne Probleme. „Walujew ist groß und schwer, Wladimir ist nicht klein und auch leicht“, sagte Chagaev, der sich nach der Absage ordentlich an seinen Sparringpartnern abreagiert haben soll.

Von dem spektakulären Auftritt von David Haye, der mit geschmacklosen T-Shirts mit enthaupteten Klitschko-Brüdern für Aufsehen gesorgt hatte, war kaum noch die Rede. Die Fans können einen sportlich guten Fight erwarten - mit K.o.-Wahrscheinlichkeit. Wie Klitschko hat auch der Usbeke, der zweimal Amateurweltmeister war und zweimal Felix Savon geschlagen hat, K.o.-Power, 17 seiner 25 Siege kamen vorzeitig.