Erst verpasst der Radprofi das Gelbe Trikot der Tour de France wegen einer Panne, dann stürzt er. Noch hofft Martin auf eine Prellung statt Bruch.

Lüttich. Zeitfahrweltmeister Tony Martin droht nach seinem Sturz bei der ersten Etappe der 99. Tour de France womöglich das Aus und ein empfindlicher Rückschlag auf dem Weg zur geplanten Goldmedaille beim olympischen Zeitfahren am 1. August in London. Beim 27 Jahre alten Cottbuser Radprofi vom Team Omega Pharma-QuickStep besteht der Verdacht auf einen Bruch im linken Handgelenk, eine Röntgenuntersuchung am Abend im Krankenhaus in Lüttich sollte Gewissheit bringen.

"Ich hatte bei jedem Schlagloch Schmerzen, auch wenn ich aus dem Sattel gegangen bin. Ich hoffe, dass es nur eine schwere Prellung ist und kein Bruch", sagte Martin. Er war am Sonntag auf der ersten Etappe von Lüttich nach Seraing bereits nach elf Kilometern gestürzt und auf den linken Arm gefallen. "Wenn es doch kein Bruch sein sollte und wir die notwendigen medizinischen Anwendungen treffen, kann ich die Woche bis zum Ruhetag vielleicht noch gut beenden", sagte Martin, der die 198 Kilometer lange Etappe trotzdem zu Ende fuhr und 33. wurde.

Martin hatte schon beim 6,4 Kilometer langen Prolog durch Lüttich am Sonnabend alle Hoffnungen auf das erste Gelbe Trikot seiner Karriere fahren lassen müssen. Eine kleine Glasscherbe hatte ihm den Reifen des Hinterrades aufgeschlitzt und damit alle Chancen genommen. "Ich war nach einem Rennen noch nie so enttäuscht", sagte Martin. Vor seiner Panne hatte er vor dem späteren Tagessieger Fabian Cancellara gelegen. Der Schweizer musste sich im Schlusssprint der gestrigen ersten Etappe nur dem Slowaken Peter Sagan geschlagen geben und behauptete seine Gesamtführung.

+++ Tony Martin: Mit Akribie und Perfektion zum Traum von Gelb +++

Millionen Zuschauer in Belgien verfolgten live das erste Tour-Wochenende. Unter ihnen waren auch viele aus Deutschland angereiste Fans. Auf der ersten Etappe hatte sich früh eine sechsköpfige Ausreißergruppe gebildet, die aber im Finale keine Rolle mehr spielte. Der Schlussanstieg im Ziel in Seraing war 2,4 Kilometer lang - das ideale Terrain für Sagan, der Cancellara, den Norweger Edvald Boasson-Hagen und den Lokalmatador Philippe Gilbert hinter sich ließ.

Zum Ende des Belgien-Gastspiels nimmt das Peloton heute die zweite Etappe in Angriff. Auf dem flachen Teilstück über 207,5 Kilometer von Vise nach Tournai dürfte erstmals die Stunde der Sprinter schlagen. Lediglich ein Hügel der vierten Kategorie ist noch vor der Hälfte der Distanz zu bewältigen. Das Finale ist abschüssig, die Zielgerade gut 500 Meter lang. Eurosport berichtet live von 14 bis 17.45 Uhr.